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Namibia
10 Jahre im suedlichen Afrika

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Jerrycan
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...und hat diesen Thread vor 179 Tagen gestartet!


BeitragVerfasst am: 07.12.2023 13:29:17    Titel:
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Allein (Teil 1)

Bei einem Besuch auf der Farm meines Freundes D. sagte er, dass er bei seiner
letzten Kontrollfahrt der Bohrloecher/ Wasserstellen, mehrere kleinere Gruppen
von Bergzebras gesehen hatte, die gerade auf dem Weg zum Wasser waren bzw.
vom Wasser wegzogen. Zwei dieser Gruppen folgte jeweils ein einzelnes Zebra im
groesseren Abstand, weil es offensichtlich aufgrund von deutlicher Lahmheit nur
sehr langsam folgen konnte. Er vermutete, dass diese Tiere sich in Drahtschlingen
von Wilderern die Beine schwer verletzt hatten und die Wilderer jetzt ihre Fallen kontrollieren
wuerden und deswegen hier irgendwo unterwegs waeren.
"Wir fahren morgen fuer eine Woche an die Kueste. Willst du nicht ein paar Tage hier
auf der Farm bleiben und nach den verletzten Zebras suchen ? Du kannst hier im Haus
uebernachten."
Die genannte Wasserstelle lag am westlichen Rand seiner Farm, ein paar Km weiter begann
eine Nachbarfarm. Die Zebras wechselten ueber eine steinige Huegelkette oefter zwischen
den Farmen.
"Nimm dein Gewehr mit. Falls du eins der verletzten Tiere findest, schiess es, fahr' zum
Haus und rufe K. auf seiner Farm an. Seine Nummer steht auf der Liste neben dem
Telefon. Der kommt dann mit ein paar Leuten und wird das Zebra mitnehmen. Er hat einen
Kuehlraum und kuemmert sich um das Fleisch.
Auf D.s Farm gab es keinen Handyempfang, erst etwa 10-12 Km entfernt, bei der
asphaltierten Hauptstrasse. Und das war gut so. Ich sagte fuer den naechsten Tag zu.
" Ich komme gleich morgen frueh, aber ich uebernachte dann oben in dem kleinen Rivier
suedlich der grossen Flaeche, oberhalb von K.'s Farmgrenze. Dann bin ich uebermorgen schon
nah bei den Wildpfaden, falls ich morgen die verletzten Tiere nicht sehe. Das Auto lasse ich
im kleinen Rivier stehen, ab da gehe ich nur noch, das Auto macht sonst nur auf mich aufmerksam."
Dann telefonierten wir noch mit dem Nachbarfarmer K., um ihn vorab zu informieren.

Am naechsten Morgen fuhr ich zu der Stelle, die mir am guenstigsten fuer diese Suche
schien. Das Wetter war perfekt, tagsueber warm, nachts richtig kuehl und so klar
wie es nur moeglich war. Ich war mit dem Toyo HZJ 79 dort und wollte auf der offenen
Ladeflaeche schlafen, ohne Canopy (Hardtop). Auf der Ladeflaeche hatte ich eine richtige
Matratze aus einem Bett, ein Kopfkissen und reichlich Decken. Ich mochte keine Schlafsaecke,
auch nicht die, in denen man sich umdrehen konnte. Je nach Temperatur benutzte ich eine,
zwei, drei....Decken. Der pure Luxus im Busch. Die naechste Nacht wuerde wohl eine
"Zwei-Decken-Nacht" werden, mindestens. 20 L Wasser hatte ich dabei, Feuerholz lag
im/am Rivier reichlich herum, der "Engel" mit Essen und Getraenken war natuerlich auch
an Bord. Nun war ich ALLEIN. Das Gefuehl, wenn sich alle Sinne aktivieren und der Kopf
frei von dem wird, was sich "da draussen" abspielt. Dann gibt es nur noch das hier und jetzt.

Bevor ich losging, spannte ich die Ladeflaeche dicht mit einer Plane ab, nahm meine .30-06,
meine 1911er als Backup, Munition, 2 Liter Wasser in der Feldflasche, ein gutes Messer,
ein Leatherman und ein Feuerzeug mit. Hut, Farmerhemd, Shorts und hohe Vellies (Feldschuhe)
waren die ideale Kleidung. Das Leatherman nahm ich speziell wegen seiner scharfen Zange mit,
die auch stabilen Draht knacken konnte, die Pistole fuer ploetzliche, unfreundliche Begegnungen
mit Wild oder Wilderern.
Ich ging langsam gegen den leichten Wind, in Richtung der Zebrapfade, die zum Wasser
fuehrten. Es waren ein paar nicht ganz frische Spuren von Kudu, Oryx und Springbock in der
Naehe meines Lagers zu sehen. Etwas spaeter wuselte es ca.50m vor mir am Boden zwischen
einigen Bueschen. Zebramangusten. Ich blieb still stehen und beoachtete ihr Treiben eine Weile.
Dann entdeckte mich ihr Wachposten und sie verschwanden blitzschnell. Ein Stueck weiter
stakte ein Sekretaer in seiner unnachahmlichen Art durchs trockene Gras, auf der Suche nach
Beute am Boden. Ich ging weiter, er flog ein Stueck, landete und suchte woanders weiter. Ich wollte zu
einem kleinen Huegel, der nur etwa 150m neben dem Zebrapfad lag und eine gute Rundumsicht bot.
Und Deckung, falls die Zebras doch noch nicht vom Wasser zurueckgekehrt waren.
Kurz vor dem Huegel rannten noch zwei Loeffelhunde vor mir weg. Auf dem Huegel angekommen
sah ich mich kurz um und suchte dann mit dem ZF den Pfad zum Wasser nach Zebras ab. Ich sah
keine Bewegung, vermutlich waren sie schon frueher vorbeigezogen. Ich trank einen kraeftigen
Schluck Wasser und liess die Stille und die Umgebung auf mich wirken. Irgendwann bemerkte ich
dann doch Bewegung auf dem Pfad, mindestens 500m seitlich von mir. Ich schaute durchs ZF und erkannte
eine Gruppe von acht Zebras, die vom Wasser wegzogen und wohl vor mir vorbeikommen wuerden.
Auf ihren Pfaden bewegen sie sich immer im Schritt, nur bei Gefahr stuermen sie oft seitwaerts
weg. Der Hengst geht vorne, die Stuten und Fohlen folgen in einer Reihe, nah hintereinander. Ich
blieb ruhig liegen und wartete, bis ich mit blossem Auge alles sicher sehen konnte. Alle Tiere schienen
unverletzt zu sein. Als die Gruppe vorbei war, wartete ich noch auf einen der verletzten Nachzuegler,
von denen D. berichtet hatte. Aber es folgte kein weiteres Zebra. Entweder handelte es sich um eine
andere Gruppe oder ein Leopard oder Hyaenen....hatten bereits zugeschlagen.
Ich wartete weiter. Ausser einem grossen Kudu-Bullen, der seitlich den Pfad verliess, war nichts
zu sehen. Es war fast Mittag, deswegen ging ich einem Bogen in Richtung Lager zurueck. Pause
war angesagt. Es war richtig warm, fast schon heiss, da geht man besser am Nachmittag noch
einmal los, bis kurz vor Sonnenuntergang. Im Schatten einer Akazie machte ich Feuer, kochte Kaffee,
stellte mein "Menu" aus dem Engel zusammen und genoss den Augenblick.....

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Jerrycan
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...und hat diesen Thread vor 179 Tagen gestartet!


BeitragVerfasst am: 09.12.2023 15:03:50    Titel:
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Allein (Teil 2)

Nach einer sehr ausgiebigen Mittagspause machte ich mich wieder auf den Weg.
Diesmal wollte ich nach Osten, in die Naehe der Wasserstelle gehen. Vor Sonnenuntergang
wuerde dort wahrscheinlich noch einmal allerhand Wild auftauchen. Vielleicht auch die Gruppen mit den
verletzten Zebras.
Mit moeglichst staendiger Nutzung des leichten Windes, der mir fast gerade ins Gesicht blies, wuerde ich
etwa eine Stunde dorthin unterwegs sein. Auf der sandigen, leicht abschuessigen Flaeche, die in der Regenzeit
oefter zu einem flachen Wasserlauf wurde, befand sich guenstig verteilter, buschiger Bewuchs als recht
gute Deckung. Allein unauffaellig unterwegs zu sein, ist wesentlich einfacher, als mit mehreren Personen.
Nicht umsonst gibt es eine Weisheit unter Buschlaeufern, die da lautet: "Two is company, three is a crowd."
(Zwei sind (eine) Gesellschaft, drei sind eine Menschenmenge).
Langsame, lautlose Bewegungen, Deckung, guenstiger Wind und in der Umgebung unauffaellige Farben der
Kleidung sind die Grundvoraussetzungen, wenn man sich Wild, besonders ausserhalb von Parks/Schutzgebieten,
wo das Wild eher scheu auf Fahrzeuge und Personen reagiert, naehern will.
Schraeg vor mir bemerkte ich eine Bewegung zwischen den Bueschen. Ein Springbock, etwa 50m
entfernt, kam mit dem Wind, witterte mich nicht und uebersah mich auch, obwohl ich gerade da stehenblieb,
wo keine Deckung war. Regungslos wartete ich, bis der Bock hoechstens 20m neben mir vorbeigegangen war,
blieb noch einige Augenblicke bewegungslos stehen und ging dann langsam weiter. Ich wollte ihn nicht doch
noch aufschrecken, weil seine ploetzliche Flucht andere Tiere in der naeheren Umgebung alarmieren
wuerde.
Ich kam der Wasserstelle immer naeher und wurde noch vorsichtiger. Wenig spaeter hoerte ich abwechselnd das
Geschrei von mehreren Schakalen, nicht weit vor mir. Und dann noch einige solcher Schreie, die anscheinend
direkt von der Wasserstelle kamen. Wenn mehrere Schakale so nah zusammen kamen, konnte das auf
groessere Beute, speziell Aas, hindeuten. Bestimmte Rufe und Laute lockten ihre Familienmitglieder zur Beute, andere
bedeuteten, dass sie sich mit ihren Artgenossen oder anderen Konkurrenten, am Kadaver stritten.
Kurz darauf sah ich die teilweise gemauerte Wasserstelle und vier Schakale, die daneben aufgeregt stritten. Ich
hatte eine Ahnung und beschloss, mich offen und direkt in ihre Richtung zu bewegen, um nachzusehen was die Ursache
fuer die Aufregung war.
Ich sah mir die naehere Umgebung noch einmal etwas genauer an und trat dann auffaellig hinter einem Busch
hervor und ging zielstrebig auf die Wasserstelle zu. Nach ein paar Schritten wurde ich bemerkt und zwei
Schakale fluechteten direkt. Die anderen warteten noch etwas laenger, rannten ebenfalls ein Stueck weg und
alle beobachteten dann mich aus einiger Entfernung.
Neben der niedrigen Mauer der Wasserstelle lag der Kadaver eines Zebras. Bauch und Innereien waren komplett
gefressen. Einige Stuecke der Rippen waren bereits abgefressen worden. Das Fleisch war noch nicht sehr dunkel
oder gar vertrocknet.
Dem Zebra fehlte ausserdem der vordere rechte Huf und darueber ein Stueck des Fussknochens. Der Stumpf
wirkte wie unsauber abgesaegt und stellenweise abgebrochen. Das war die Verletzung von einer Drahtschlinge.
Das Werk von Wilderern.
Um den Kadaver herum waren massig Spuren verschiedener Raeuber zu sehen. Ein Leopard oder Hyaenen
hatten das Zebra wahrscheinlich gerissen, nacheinander reichlich gefressen und den Riss dann pappsatt verlassen.
Loewen kamen in unserer Gegend nicht vor.
Nun waren die kleineren Raeuber und Aasfresser an der Reihe. Anscheinend war das Zebra am fruehen
Morgen hier gerissen worden. Fuer die grossen Raeuber war es erkennbar schwach und als einzelner Nachzuegler
eine leichte Beute. Wenigstens war dieses Zebra von seinen Qualen erloest worden.

Ich entschied, einen anderen Weg zurueck zum Lager zu gehen. Zuerst etwas nach Sueden, dann nach Westen
hinter einer Huegelkette vorbei, wollte ich mich meinem Lager von der Rueckseite naehern, um mir auch dort
einen Ueberblick bezueglich meiner "Nachbarschaft" zu verschaffen.
Nachdem ich etwa die Haelfte des Rueckweges hinter mir hatte, kamen mir hinter einer Biegung in etwa 100m
Entfernung zwei Strausse entgegen. Ein Hahn und eine Henne. Er mit schwarzem Gefieder und groesser als die
braune Henne.
Um einer naeheren Bekanntschaft mit ihnen zu entgehen, kletterte ich sofort zwischen dicken Felsen ein Stueck
den Huegel hoch und beobachtete sie von einem besonders imposanten Brocken herab. Zu mir hoch
konnten sie nicht klettern. Ich wartete ab, bis sie hinter der Biegung verschwunden waren, kraxelte noch etwas an
der Seite des Huegels in meine beabsichtigte Richtung und stieg dann wieder hinunter auf die ebene Flaeche.
Anscheinend waren die Strausse nicht auf Krawall gebuerstet, weil sie weder in der Balz waren, noch ein Gelege
oder Jungvoegel zu beschuetzen hatten. Sie waren wohl auch nur zum Wasser unterwegs.
Als ich das Ende der Huegelkette erreichte, befand ich mich am kleinen Rivier in dem sich mein Lagerplatz
befand. Ich ging ein Stueck nach Norden und sah bald den Landcruiser von hinten. Es gab nirgendwo
ungewoehnliche Spuren auf der Strecke zum Lager oder direkt am/im Lager. Nicht einmal Paviane schienen
in der Naehe zu sein. Die Plane ueber der Ladeflaeche war noch so stramm, wie ich sie zum Schutz des Bettzeugs
vor Staub, Krabbeltieren, Schlangen..usw... befestigt hatte.
Ich machte Feuer, holte den Engel, setzte mich daneben, wartete auf den Sonnenuntergang und durchdachte
einen Plan fuer den naechsten Tag.

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jkoerner
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Fahrzeuge
1. G 461 kurz
2. Yamaha Ténéré 700
3. Yanmar Vio25
4. Bergradl
5. Long John(Lastenfahrrad)
BeitragVerfasst am: 10.12.2023 10:39:12    Titel:
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Aus den Schilderungen deines Verhaltens im Busch gehe ich stark davon aus, daß du jagdlich geprägt bist. Oder hast du das erst in Afrika gelernt?

Deine Erzählungen/Erlebnisberichte sind immer wieder fesselnd geschrieben! Respekt
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Jerrycan
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...und hat diesen Thread vor 179 Tagen gestartet!


BeitragVerfasst am: 10.12.2023 12:42:22    Titel:
 Antworten mit Zitat  

jkoerner hat folgendes geschrieben:
Aus den Schilderungen deines Verhaltens im Busch gehe ich stark davon aus, daß du jagdlich geprägt bist. Oder hast du das erst in Afrika gelernt?

Deine Erzählungen/Erlebnisberichte sind immer wieder fesselnd geschrieben! Respekt



Vielen Dank fuer deinen Zuspruch !

Flora und Fauna haben mich schon als Junge interessiert.
Die Jagd in D. hat mich aber nie gereizt, obwohl ich viele Jaeger auf Schiessstaenden
kennengelernt hatte, die mich stets davon ueberzeugen wollten.
Als ich nach Afrika ging, ahnte ich, dass ich dort wohl irgendwie "automatisch",
mit der Jagd naeher in Kontakt kommen wuerde. Und so war es dann auch.
Ich habe meine eigene Einstellung zur Jagd, die mein Farmerfreund D. immer
als: "Du willst dich doch eigentlich immer nur wie ein Indianer anschleichen ...", bezeichnete.
Weil ich oft und gerne im Busch/Veld unterwegs war, viel sah, aber ausserst selten auf
Tiere schoss.

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Jerrycan
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BeitragVerfasst am: 12.12.2023 16:37:43    Titel:
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Augen auf beim Autokauf

E. hatte ich in NAM kennengelernt. Er bereitete damals seine Auswanderung
vor und kam mehrmals pro Jahr. Er hatte verbindlich den Kauf eines etwas abseits
gelegenen Plots zugesagt und wartete in D. auf sein Permanent Residence Permit.
Wir standen staendig in telefonischem Kontakt und er bat mich, schon mal nach
einem geeigneten 4x4 Pick Up zu suchen, der sein Lastesel fuer die geplanten Umbauarbeiten
am Haus und auf dem 3Ha Grundstueck werden sollte.
Der Preis sollte moeglichst (umgerechnet) nicht mehr als 10K Euro betragen. Da ich
sowieso immer nach interessanten Autos Ausschau hielt, wenn ich unterwegs war, fand ich
einen Mitsubishi Single Cab Pick Up 4x4, ich meine ein 1996er(oder so...), mit dem dort sehr
beliebten 2600ccm 4-Zylinder Benziner. Den Motor kannte ich von dem 80er-Jahre Pajero eines Freundes
in D. als guten, zuverlaessigen Motor. Der Preis lag bei 6.500 Euro. Und es gab weitere Kandidaten
bei anderen Gebrauchtwagen-Haendlern.
Nachdem ich E. vom Flughafen abgeholt hatte, fuhren wir direkt ins Zentrum von Windhoek.
Der Haendler befand sich auf einer Parallelstrasse neben der Independence Ave.
Die Strasse war tagsueber belebt aber immer noch uebersichtlich, ohne dichtes Gewusel auf
den Gehwegen und der Fahrbahn. Ich parkte den Nissan W160 genau vor dem Autohaendler
auf dem Parkstreifen der anderen Strassenseite, neben dem Gehweg. E'.s Reisekoffer lag
unsichtbar unter einer Abdeckung im Heck, sein kleines Handgepaeck stand vor E. im Fussraum.
Darin befanden sich alle wichtigen Dokumente fuer die Auswanderung, der Reisepass.... und
10K Euro in bar.
Unsere Jacken, fuer die schon sehr kuehlen Abende in Windhoek ( liegt ca. 1600-1700m hoch),
lagen auf der Ruecksitzbank des Nissan. Als wir ausstiegen, meinte E. :"Ich lasse die Tasche im Auto,
wir sind ja nah dran und wir sehen das Auto gut." Nimm die Tasche mit... ", antwortete ich.
"Nicht noetig....", erwiderte er. "Nimm die Tasche mit!!" Er nahm sie mit. Zum Haendler ging
es einige Stufen hoch, die Sicht ueber die Strasse war gut von dort. Der Pick Up stand in
der ersten Reihe hinter dem Zaun. Der Haendler kam sofort zu uns, oeffnete den Wagen und
gab uns den Schluessel. Das Auto war optisch innen und aussen gut. Unter der Haube sah
es ebenso gut aus. Ich schaute oefter mal zu meinem Nissan herueber. Wir starteten den Motor
und standen dann mit dem Ruecken zur Strasse gebeugt ueber dem Motor. Ich schaute mal
wieder 'rueber zum Nissan, nur so. Dann wurde es auf der Strasse kurz deutlich lauter, weil ein
LKW mit Anhaenger naeherkam, langsam vorbeipolterte und ich hoerte gleichzeitig ein leises,
dumpfes "Duuuffff . Ich schaute wieder rueber als der LKW kaum vorbeigefahren war, sah jedoch
nichts auffaelliges. Wir klappten die Haube zu und wollten noch eine Probefahrt machen. Dann
kam ein Security-Mann in Uniform zu uns und fragte, ob uns der Nissan gehoere. Vier Typen
haetten soeben eine Scheibe eingeschlagen und seien dann mit einem wartenden Taxi gefluechtet.
Ich eilte ueber die Strasse und sah, dass die Banditen die Kurbelscheibe der hinteren linken Tuer
eingeschlagen hatten und unsere Jacken weg waren. Weiter fehlte nichts. Die Zeit hatten sie nicht.
Die Jackentaschen waren leer und die Jacken selbst waren nicht etwa wertvoll.
Man hatte uns mit Sicherheit beobachtet und den Moment genutzt, als der LKW vorbeifuhr.
"Duuuffff", reingreifen und weg. Ein paar Sekunden.
"Das gibt's doch nicht, meinte E., wir waren doch bloss ein paar Minuten hier oben..."
"Willkommen in Windhoek", antwortete ich. "freu' dich, dass deine kleine Tasche nicht im
Auto lag....."

Der Mitsubishi wurde gekauft und lief rund 10 Jahre ohne Probleme.

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Jerrycan
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BeitragVerfasst am: 14.12.2023 13:58:03    Titel:
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Kleider machen Leute

Es war nicht so, dass man jedesmal wenn man in Windhoek war, beklaut,
betrogen oder gar ueberfallen wurde.....aber die Chancen dafuer standen meist
recht gut. Im Zentrum befanden sich mehrere groessere Parkplaetze, die
i.d.R. "bewacht" waren. Dort hielten sich mehrere juengere Maenner auf, die
anhand von bestimmten Signalwesten erkennbar waren. Irgendwer gab die Westen
am Morgen gegen eine Gebuehr an die "Waechter" aus und nahm sie nach Schichtende
wieder entgegen. Die Waechter fragten nicht nach Geld, angeblich durften sie das
auch nicht....sondern erwarteten von den Autobesitzern eine kleine Spende, wenn
diese zu ihren Autos zurueckkamen und alles ok. war. Das funktionierte meist recht
gut. Allerdings gab es auch oefter Waechter, die teils aggressiv nach Geld fragten und/oder
Tipps an Ganoven gaben, wo sich ein Diebstahl lohnte.
Grundsaetzlich war unbeschwertes, unaufmerksames Bummeln oder Einkaufen eigentlich
fast nirgendwo moeglich. Einheimische wussten das, Touristen waren oft unbedarft.
Typische Touristen in Namibia erkennt man sofort an ihren "Uniformen", die meist aus hellen
(dezente, erdfarbene Toene) Cargo-Hosen bzw. Shorts, hellen Safari-Westen und stabilen Hiking-Boots,
Hiking-Schuhen oder Hiking-Sandalen bestehen. Meistens. Dazu waren sie oft mit kleinem Rucksack
oder einer Umhaengetasche ausgeruestet. Ausserdem waren besonders deutsche Touristen fast nie in
der Lage, an Verkaufstaenden klipp und klar zu sagen und unmissverstaendlich zu zeigen, dass
sie --nichts-- kaufen wollten. Sie drucksten meist unsicher und irgendwie auch etwas beschaemt
herum und liessen sich auf Gespraeche mit den (oft sehr laestigen) Haendlern ein. Haeufig entschieden
sie, sich mit einem Souvenir "freizukaufen", um in Ruhe gelassen zu werden.
Man beobachtet dort sehr genau, ohne dass es auffaellt. Z.B. die Zeitungsverkaeufer auf der Independence
Ave.. Sie bieten dort drei Zeitungen in verschiedenen Sprachen (englisch, afrikaans, deutsch) an.
Bei meinen ersten Einkaufstouren in der Stadt wurde mir praktisch immer die deutschsprachige Zeitung
angeboten. Spaeter aenderte sich das. Ich war sonnengebraeunt und trug die typische Kleidung/ Schuhe
der einheimischen Farmer.
Einmal kam mir auf dem groessten Parkplatz ein Mann im dunklen Anzug, Hemd und Krawatte entgegen,
gruesste mich und oeffnete gleichzeitig ein kleines zusammengeknuelltes Papier in seiner Hand
" You want to buy some nice diamonds ?" Es waren fuenf kleine rohe, farblose Steine zu sehen.
Nach dem kurzen Blick darauf sagte ich nur: " You know.... it"s illegal to deal with uncut diamonds."
Er sah mich total unverstaendig an und dachte sich wohl "....Mann, du Weissbrot, wen interessiert das
schon...."...und machte sich schnell davon.
Entweder, die Steine waren echt.... moeglich war es immerhin, oder die Steine waren einfacher
Quartz, Topas etc. und er wollte mich bescheissen. Oder er zeigte mir die echten Steine und tauscht sie
bei Kauf gegen ein anderes zusammengeknuelltes Papier mit oder ohne Inhalt aus. Oder er war
darauf aus, mich sonstwie zu beklauen. Vielleicht war er sogar ein verdeckter Ermittler. Seine Kleidung war
irgendwie ungewoehnlich. Alles war moeglich.

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BeitragVerfasst am: 14.12.2023 14:17:06    Titel:
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Das mit den Händlern müssen die Deutschen erst lernen. Ist mir früher in entsprechenden Ländern auch so gegangen. Ist ein kulturelles Ding. Man wird angesprochen, will höflich sein und spricht zurück. Ohne zu verstehen dass das beim Gegenüber eine völlig andere Interpretation auslöst, nämlich dass man Interesse hat.
Mit der Zeit lernt man, dass man diese Leute einfach komplett ignorieren muss, als hätte Dich niemand angequatscht. Kein Blick, keine Bewegung, kein Wort erwidern. Ist ja nicht persönlich gemeint. Einfach vollkommenes Desinteresse. Hilft perfekt.

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Geschichte eines Geisterschiffs
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BeitragVerfasst am: 15.12.2023 16:53:53    Titel:
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Hunde und Schlangen

Unsere Hunde hatten wir aus D. natuerlich mitgenommen.
Vom Tor bei der Gravelpad bis zum Haus fuehrte eine feste, 300m lange Fahrspur aus Kies und
Sand ueber unser Grundstueck.
Eine wichtige Voraussetzung fuer den Kauf des Plots war eine hundestaugliche Einzaeunung.
Die hiess dort "jakalproof" und bestand aus Maschendraht, um Schakale draussen zu halten,
die sich sonst an Laemmer, Gefluegel.... heranmachen wuerden.
Die Hunde fuehlten sich sofort wohl und waren staendig gemeinsam unterwegs. Zwischendurch
soffen sie wie die Senken, ruhten sich hechelnd im Schatten aus, schauten sich spaeter irgendwann
kurz an und flitzten wieder irgendwohin. In den ersten Tagen sah ich oefter nach, was sie so trieben.
Immerhin waren sie ja auch Neulinge in Afrika. Ich beobachtete, dass sie an all den Tieren
interessiert waren, die sie dort kennenlernten. Kleine Eidechsen, Gottesanbeterinnen, Heuschrecken,
Perlhuehner, Warane, Scorpione, grosse Spinnen usw. erregten immer ihr Interesse. Langeweile hatten
sie nie. Aber instinktiv waren sie sehr vorsichtig, besonders bei den grossen Krabblern. Sie kamen klar.

In den ersten Tagen stand irgendwann das Tor offen und ich sah die aufgeregt klaeffenden Hunde
gerade noch nach links herauslaufen. Ich lief schnell hinterher. Als ich fast beim Tor ankam, hoerte ich einen
Schuss, dann noch einen. Aus der Richtung, wo die Hunde gerade hingelaufen waren. Verdammt, bloss das
nicht....dachte ich.
Als ich auf der Gravelpad war, kamen mir die Hunde mit Vollgas und herumfliegenden Zungen schon wieder
entgegen , rasten an mir vorbei zum Tor hinein und stoppten erst beim Haus. Ich schaute die Pad hinunter
und sah einen Nachbarn, etwa 200m weiter auf der anderen Seite der Strasse, hinter seinem Zaun, bei den
Schafen. Am naechsten Tag hielt ich bei ihm an und fragte, was los war. Die Hunde hatten die Schafe
wohl in der Nase gehabt und waren zielstrebig zu der kleinen Koppel gestuermt und hatten die Schafe
gescheucht, aber von ausserhalb. Der Nachbar hat dann sein Gewehr geholt und zweimal in die Luft
geschossen. Das hat gluecklicherweise gereicht. Und die Schocktherapie hatte gewirkt. Die Hunde
verspuerten seitdem keinen Drang mehr, zum Tor hinaus zu laufen.
Ich fragte mich anfangs oefter, ob die Hunde schon mit Schlangen zu tun hatten, ohne dass wir oder
Jon und Joe, es mitbekommen hatten.
Irgendwann rasten die Hunde zwischen unseren Orangenbaeumen aufgeregt hin und her und trieben
eine Schlange in eines der Baeumchen. Danach sprangen sie klaeffend um den Baum herum. Dann sah
ich die Schlange aus etwa 2,5m Hoehe weit aus dem Baum auf den sandigen Boden "springen" und einen
Augenblick spaeter im naechsten Baum verschwinden, bevor die Hunde reagieren konnten. Unglaublich,
wie schnell die Schlange war.
Im letzten Tageslicht ging ich oefter mit den Hunden ganz gemaechlich in Richtung Tor, schaute beim Vorratsdamm
nach dem Wasser, ging an den Haeusern der Farmjungs vorbei und sah nach, ob die Werkstatt verschlossen war.
Wir waren etwa 100m auf der Fahrspur in Richtung Tor geschlendert, als wir alle in demselben Augenblick ein
deutliches "Pfffff" direkt vor uns hoerten. Meine Huendin, die sehr relaxt etwa einen Meter schraeg rechts vor
mir ging, stand in diesem Moment schon wieder direkt rechts neben mir. Aus der Vorwaertsbewegung war sie
gleichzeitig hoch und rueckwaerts gesprungen, ohne sich umzudrehen. Der Ruede war mit mir sofort stocksteif
stehen geblieben. Die Huendin, die dem Geraeusch wohl am naechsten war, hatte einen erstaunlichen "move"
hingelegt, den ich so nur einer Katze zugetraut haette.
Wir blieben alle bewegungslos stehen, ohne dass ich den Hunden etwas sagen musste. Auf dem Kiesweg standen
lediglich in der Mitte ein paar kleine vertrocknete Grasbueschel, da wo die Raeder nie hinkamen. Dann sah ich
eine Puffotter, die sich um eines der Grasbueschel gerollt hatte und durch das Muster und die Farben ihrer
Haut, auf dem Kies und Sand fast unsichtbar war. Die Schlange ruehrte sich nicht.
Die Puffotter ist in Afrika schon deswegen gefuerchtet, weil sie normalerweise nicht fluechtet, wenn man sich
ihr naehert. Sie reagiert nicht auf die Vibrationen des Bodens, wie es andere Schlangen tun. Darum ist sie
fuer die meisten Schlangenbisse in Afrika verantwortlich. Sie bleibt liegen und beisst zu, wenn man zu nah an
sie herankommt. Wer ueber Felsen und groessere Steine steigt oder Holz sammelt, sollte vorsichtig sein, wo er
seinen Fuss hinsetzt bzw. mit der Hand hinlangt.
Junge Giftschlangen gelten als gefaehrlicher als erwachsene Artgenossen, weil sie bei einem Verteidigungsbiss
oft eine grosse Menge Gift verabreichen. Erwachsene Schlangen dosieren zur Verteidigung ihr Gift. Gelegentlich
beissen sie sogar, ohne ueberhaupt Gift zu benutzen, wenn der Gebissene zu gross ist, um als Fressbeute
zu erscheinen. Sie haushalten mit ihrem Gift. Jungtiere tun das noch nicht, da gibt's die volle, oft verheerende
Droehnung.
Ich nahm einen dicken Kiesel und warf ihn der Schlange auf den Kopf. Sie war etwa 80cm lang, also noch
recht jung. Jon und Joe hatten uns natuerlich gesehen, kamen zu mir und nahmen die Schlange mit, der Kopf
wurde tief genug im Sand vergraben. Die Zaehne koennen im unguenstigen Fall wohl noch laenger Gift absondern.

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BeitragVerfasst am: 19.04.2024 17:23:34    Titel:
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Jon und Joe (Teil 1)


Etwas habe ich ueber "unsere Farmjungs" bereits geschrieben.
Da beide Tag fuer Tag, ueber Jahre mit uns auf dem Plot lebten
und arbeiteten, erlebten wir auch allerhand mit ihnen.
Jon, der Aeltere, war bereits beim Vorbesitzer unseres Plots beschaeftigt.
Er lebte damals mit drei anderen Arbeitern dort. Diese Leute gingen
mit dem Vorbesitzer woanders hin, Jon wollte aber bleiben, als er erfahren
hatte, das Deutsche (wir) das Plot gekauft hatten. Er hatte, seitdem er als
Jugendlicher aus dem Owamboland fortgegangen war, ausschliesslich bei
"deutschen Leuten" gearbeitet und erzaehlte im Lauf der Zeit oefter von
"seiner alten Missi Hofmann und von Mista Hofmann, die er offenbar beide gut
leiden mochte. Wenn es Kuchen gab, meinte Jon jedesmal "Ooh, isse Kuche von
Missi Hofmann..."
Als wir mit Jon zum ersten Mal sprachen, ging er gebeugt, wirkte sehr schuechtern
und schaute fast nur auf den Boden. Sein (Arbeits-) T-Shirt werde ich nie vergessen.
Es war recht sauber, bestand aber aus ungefaehr einem Dutzend faustgrosser
Loecher mit etwas Stoff herum. Meine Frau beschloss sofort, ihm eines meiner
Shirts aus dem Reisegepaeck zu geben, obwohl die Groesse ueberhaupt nicht
passte. Unsere Container mit Hausrat, Kleidung, Werkstattausruestung, Auto etc...
waren noch fuer ein paar Wochen per Schiff unterwegs. Als sie ihm das Shirt gab,
huepfte er wie ein Gummiball umher und rief aufgeregt in seiner Sprache gemischt
mit einigen Brocken Afrikaans und Deutsch:...."Oooohh, ialooh... ialoooohh Missi...
ialooohh... oh... mooooi... guuut...ialooh, oh..... und huepfte freudig plappernd
zu seinem Haeuschen.
Von diesem Moment an war er wie verwandelt.
Er schaute uns an wenn wir mit ihm sprachen und er ging immer aufrecht.
Frueh morgens war er auf dem 3,5 Ha grossen Plot unterwegs und schien einen Plan
zu haben, was erledigt werden musste. Er bewaesserte die ca. 100 Zitrusbaeume,
schaute nach dem Wasservorrat, nach der Bohrlochpumpe, die einen grossen
Vorrats"damm" (gemauerter Behaelter) speiste. Er fuetterte die Huehner und er harkte
ausgiebig und haeufig. Mehrere tausend Quadratmeter um die Gebaeude herum waren
ohne jegliches Gras oder Kraut.
Ich liess mir alles zeigen und verstand nach und nach, wo ueberall Plastikleitungen,
Absperrhaehne, Abzweigungen....unseres kilometerlangen, meist unterirdischen
Wassersystems, verliefen. Und ich lernte mein erstes Wort in Oshiwambo: "Omewa" bzw.
"Omeba", in einigen Dialekten, wie Jon mir erklaerte. Das Wort fuer "Wasser".

Einige zuvor undichte Leitungen hatte er mit Streifen von Schlaeuchen aus Autoreifen
abgedichtet. Das funktionierte ziemlich gut. Unsere Verstaendigung klappte besser
als gedacht. Mit Haenden und Fuessen, Jon's holprigem Deutsch, hier und da mit
einem Wort in Englisch oder Afrikaans ("Althollaendisch") kamen wir irgendwie klar.
Nach einigen Tagen machten meine Frau und ich uns Gedanken darueber, ob es
sinnvoll waere, noch einen Arbeiter einzustellen. Jon lebte und arbeitete vorher
immerhin mit mehreren Kollegen zusammen. Arbeit war genug vorhanden und
fuer unsere Planung wuerde eine weitere Arbeitskraft Sinn machen. Ausserdem
haette Jon wieder Gesellschaft. Jon war zu diesem Zeitpunkt 32 Jahre alt.


------------------Teil 2 folgt-----------------------------------------------------------------

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BeitragVerfasst am: 19.04.2024 22:06:22    Titel:
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Danke Dir vielmals.
Freue mich auf den 2. und 3. und 4. und die anderen 468 Teile.

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...und hat diesen Thread vor 179 Tagen gestartet!


BeitragVerfasst am: 20.04.2024 10:18:38    Titel:
 Antworten mit Zitat  

Robert Stückle hat folgendes geschrieben:
Danke Dir vielmals.
Freue mich auf den 2. und 3. und 4. und die anderen 468 Teile.



Ich danke dir !
Ich hatte schon vermutet, dass Geschichten/ Anekdoten ohne "Action" und
Abenteuer wenig interessant fuer Leser sein koennten.

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Jerrycan
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...und hat diesen Thread vor 179 Tagen gestartet!


BeitragVerfasst am: 20.04.2024 13:00:34    Titel:
 Antworten mit Zitat  

Jon und Joe (Teil 2)

Jon war fast einen Kopf kleiner als ich, gertenschlank und feingliedrig.
Seine Haut war sehr dunkel. Waehrend ich mit der Zeit automatisch eine
deutliche Hautbraeune bekam, wurde Jon im Sommer ebenfalls noch dunkler
als in der "kuehleren" Jahreszeit, wenn morgens und abends waermere Kleidung
angebracht sein konnte. Wenn wir uns frueh morgens draussen begegneten und ich
bereits in T-Shirt und Shorts unterwegs war, weil es wenige Stunden spaeter angenehm
mild bis warm (fuer meinen Geschmack) werden wuerde, kam Jon mir im Parka mit
aufgesetzter Kapuze, Schal vor Mund und Nase und Handschuhen entgegen. Dann
erinnerte er mich irgendwie an einen Musher ohne seinen Hundeschlitten. "Oh Mista,
isse baaie kalt!", meinte er jedesmal, sah mich unglaeubig an und kroch noch tiefer in
seine warme Kleidung, weil ihn der Anblick meiner leichten Kleidung offenbar noch
heftiger frieren liess. Im Laufe des Vormittages schaelte er sich mehrmals eine Lage Kleidung
ab, die in umgekehrter Reihenfolge am Nachmittag wieder uebergezogen wurde.
Jon hatte eine Leidenschaft fuer "Snuff", so nannte er seinen Schnupftabak, von
welchem er reichlich konsumierte.
In den ersten Wochen kam er ein paarmal mit Maennern aus seiner Heimat
(Owamboland) zu uns, die auf den Nachbarplots arbeiteten. Er wollte sie uns vorstellen.
"Hallo Missi, isse Besuch.... isse Petrus von die Plot von Mista Van Wyk." So lernten
wir einige seiner Kumpels aus der Umgebung kennen. Die holte er zum Beispiel, wenn
wir fuer besonders schwere Arbeiten noch ein paar Haende brauchten. Und sie kamen
immer sofort. Wir halfen selbstverstaendlich in solchen Faellen auch bei den Nachbarn.
Wir, weil es Probleme verschiedener Art geben konnte und dann Jon's Hilfe allein nicht
ausreichte und der "Mista" ebenfalls gebraucht wurde. Entweder waren "Mista" und bestimmte
Werkzeuge erforderlich, oder "Mista" musste fuer den nicht anwesenden Plotbesitzer
Entscheidungen treffen oder einen Streit unter den Arbeitern dort beenden.

----Ich versuchte mehrmals, Jon davon zu ueberzeugen, dass er mich mit meinem Vornamen
ansprechen sollte. Vergeblich, er fand "Mista" besser und er blieb dabei. Warum auch immer.----

Ich bemerkte bald, dass die (O)wambo oft nicht gut mit den Damara zurechtkamen.
Haeufig sah oder spuerte ich eine offene Abneigung der Owambo gegen Leute einiger anderer
Volksgruppen, besonders gegen die der Damara. Warum genau, wusste ich damals nicht.
Im Lauf der Zeit hoerte ich von Jon oefter : "Mista..., die Mann isse Damara (oder Nama,
Herero...) isse nix gut." Das war dann eine sehr, sehr offene Aussage von Ihm.
Mit der Gruppe der Kavangos kam Jon offenbar besser klar. "Kavango isse gute Leute."
Ueberhaupt bemerkte ich, dass man dort fast immer den Volksstamm nannte, um
mir unbekannte Leute "zu beschreiben." Wenn es hiess: ... "der Nama"oder "der Herero"...
war die Person normalerweise kein Freund. Zumindest kein Freund von Jon. Spaeter lernte ich,
dass es Jon's Art war, mich durch die Blume vor Leuten zu warnen, ohne es direkt auszusprechen.





-----------Teil 3 folgt-----------

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