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Namibia
10 Jahre im suedlichen Afrika

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Jerrycan
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...und hat diesen Thread vor 178 Tagen gestartet!


BeitragVerfasst am: 05.11.2023 16:04:38    Titel:
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Was kribbelt hier so ?

Ueber die groesseren Tiere habe ich schon etwas geschrieben. Und da folgt
auch sicher noch etwas....

Dabei koennen auch die kleinen und sogar die ganz winzigen Tierchen durchaus
fuer "Unterhaltung" sorgen.
An einigen Stellen unseres Grundstuecks konnte man manchmal Spuren sehen,
die fuer mich zunaechst so aussahen, wie die ueberirdischen Verbindungswege
von Maeusen, die haeufig zwischen Ein-und Ausgaengen ihrer Loecher auf Wiesen und
Aeckern, zu finden sind. Ein paar Zentimeter breit, etwas tiefer als der Boden daneben
und komplett ohne Gras, Kraut etc. . Man kann sich vorstellen, dass die Maeuse dort
sehr oft hin-und herlaufen muessen, um solche Spuren zu hinterlassen.

In NAM schafften das Ameisen. Sehr kleine Ameisen. Wenige Millimeter gross, so
dass man sie nur als winzige schwarze Punkte erkannte, wenn sie sich bewegten.
Kaum groesser als ein i-Punkt von einem Kugelschreiber. Jedenfalls schafften diese
Winzlinge es, solche Spuren ueber 10, 20...Meter Strecke im staubig-sandigen Boden
zu hinterlassen. Manchmal sah man sie in Heeresstaerke in Bewegung und nur so
konnten ihre Strassen auch entstanden sein.
Sie stoerten nirgendwo, sie richteten keinen Schaden an, alles gut.
Irgendwann, in einer Nacht mit sehr stuermischem Wind lernten wir sie naeher kennen.

Wir schliefen, als meine Frau und ich praktisch in demselben Moment aufwachten
und Licht machten. "Wieso juckt und kribbelt das hier so ?", fragte meine Frau.
Dann sahen wir die ersten (etwa 500...?) Punkte, die vom Kopfende des Betts aus
ueber unsere Schultern, Oberkoerper und uebers Bettzeug krabbelten.

Waehrend wir sie von uns abschuettelten, sahen wir an der Wand ueber dem Kopfende
einen ca. 20cm breiten, senkrechten, schwarzen Streifen auf der eigentlich hellen Wand.
Der Streifen bewegte sich zielstrebig und ziemlich geordnet von der hoechsten Stelle der
Zimmerdecke langsam nach unten.
Ihre Vorhut hatte uns soeben erreicht, die eilte aber recht planlos und hektisch umher.
Aus einer fuer uns unsichtbaren Ritze zwischen Zimmerdecke und Dach stroemten weitere
Heerscharen von ihnen nach. Ohne Unterbrechung.
Da wir laengst eine gewisse afrikanische Gelassenheit angenommen hatten, weil man dort
damit in den meisten Faellen am besten faehrt, wanderten wir ins Gaestezimmer und beschlossen,
uns am naechsten Tag um die neuen "Mieter" zu kuemmern.
Morgens lugten wir erstmal vorsichtig um die Ecke ins Schlafzimmer, als waere ein Leopard dort
eingedrungen. Zu unserer Ueberraschung sahen wir praktisch keine Krabbler mehr. Abgesehen
von einigen, die den Weg aus unserem Bett hinter der Hauptstreitmacht wohl nicht mehr gefunden
hatten. Die kamen mit dem Bettzeug in die Waschmaschine. Ein paar Verirrte wurden noch eingesaugt.

Warum das gesamte Ameisenvolk unbedingt durch unser Zimmer marschieren musste, ist
mir nicht klar. Entweder stand unser Haus einfach nur im Weg oder alle wohnten laengst
auf/in unserem Dach und der Sturm hatte sie vertrieben.
Keine Ahnung, ob sie wieder nach oben marschiert waren oder irgendwo ihren geplanten
Weg fortgesetzt haben. Sie waren verschwunden.

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Jerrycan
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...und hat diesen Thread vor 178 Tagen gestartet!


BeitragVerfasst am: 06.11.2023 17:30:29    Titel:
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An verschiedenen (Haupt-)Routen in NAM gab es "Road-Blocks". Das waren fest eingerichtete
Kontrollstellen der Polizei. Rund um Windhoek gab es mehrere davon.
Hier und da gab es bei Bedarf weitere, auch auf der Gravelpad.

Meist standen die Polizisten recht gelangweilt herum und winkten die allermeisten heran-
rollenden Fahrzeuge durch. Gelegentlich schienen sie aber nach ganz bestimmten Personen
und Fahrzeugen zu suchen. Jeder der offensichtlich nicht in das aktuelle "Feindbild" passte,
wurde dann zum zuegigen Durchfahren der Kontrollstelle aufgefordert. Normalerweise rollte man
grundsaetzlich besser mit sehr maessigem Tempo heran, suchte den Blickkontakt zu dem/den
kontrollierenden Polizisten und wartete auf die eindeutige Aufforderung, weiterzufahren.
Wer einfach zuegig durchfuhr, weil gerade kein Beamter sich fuer ihn interessierte, konnte
Aerger bekommen.
Auf dem Weg zum Intl. Airport gab es einen Vorfall, der boese haette enden koennen.
Eine Frau, die irgendwo unweit der Kontrollstelle wohnte, dort bekannt war und manchmal
mehrmals taeglich durchgewinkt wurde, bekam bei einer ihrer Durchfahrten frueh den
Wink eines Polizisten und fuhr zuegig weiter. Ein paar Sekunden spaeter knallte es hinter
ihr mehrmals. Ein anderer Polizist hatte per Dauerfeuer eine Anzahl von Schuessen aus
seiner AK47 abgefeuert....Soweit ich mich erinnere, wurde dabei niemand verletzt.

Immer wieder gab es Berichte von (meist europaeischen) Touristen, die mit
als Mietwagen erkennbaren Fahrzeugen (Kennzeichen, Werbung etc.) unterwegs waren.
Diese Touristen wurden oefter angehalten, etwas ausgefragt und von Polizisten dann gebeten
Zigaretten, etwas Geld....zu spenden. Es wurden immer Touristen ausgesucht, die kurz
vor der Rueckreise waren, nur noch ihren Mietwagen abgeben mussten und dann
abflogen. Eine andere Methode war, irgendeinen erfundenen Defekt oder Mangel am Mietwagen
vorzuwerfen und dafuer ein immens hohes Strafgeld anzudrohen. Da Touristen
kurz vor der Abreise meistens nur noch kleinere Mengen NAM$ besassen, "einigte" man
sich dann auf eine niedrigere, gerade noch "passende" Zahlung, die sofort an Ort und Stelle bar
entrichtet werden musste. Die Touristen waren meist froh, wenn sie mit umgerechnet
30, 40..oder so....Euro schnell davonkamen. Sie wollten keinen Aerger mehr, so kurz
vor ihrer Abreise.

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Jerrycan
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...und hat diesen Thread vor 178 Tagen gestartet!


BeitragVerfasst am: 07.11.2023 10:45:02    Titel:
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Danke fuer den einsamen "Daumen hoch" fuer die letzten meiner
Beitraege. Knuddel

Manch ein Leser hatte sich unter dem Thema wohl andere Berichte
vorgestellt.
Da es schon reichlich -Reiseberichte- ueber Namibia (und die Nachbarlaender)
gibt, die meist mit tollen Fotos der "must see"-Sehenswuerdigkeiten wie Sossusvlei,
Fish-River-Canyon, Namib-Duenen, Namaqualand, Etosha, Caprivi, Damaraland,
Kaokoveld etc... aufwarten koennen, gehe ich auf diese nicht mehr speziell ein.
Hier und da wird die eine oder andere der genannten Gegenden zumindest
kurz auftauchen, wenn sie zu einer erzaehlenswerten Geschichte dazugehoert.

Ansonsten gibt es weiter die kleinen Anekdoten aus dem taeglichen Leben dort.

Wer moechte, kann auch Fragen stellen. Wenn immer moeglich werde
ich diese beantworten.
Obwohl unser Auffenthalt schon laenger zurueckliegt, kann ein brauchbarer Tipp
fuer Reisende dabei sein.

Danke fuer euer Interesse.

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Robert Stückle
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8. Suzuki SJ
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BeitragVerfasst am: 07.11.2023 11:38:12    Titel:
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Hallo, sehr unterhaltsam und lesenswert Deine Geschichten.
Danke dafür

_________________
Liebe Grüße Robert

Nichts ist für die Ewigkeit. Nutze Deine Zeit, bleibe in Erinnerung und lebe Dein Leben.
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Jerrycan
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BeitragVerfasst am: 07.11.2023 14:05:51    Titel:
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Grosse Tiere

Immer wenn wir Besuch aus Europa von Freunden, Familie, Kollegen...etc. bekamen,
wollten wir deren Urlaub selbstverstaendlich so angenehm und abwechslungsreich wie moeglich
werden lassen. Je nach Interessen der Besucher gab es fuer sie immer geeignete Touren
und Ziele.
Praktisch jede(r) wollte Wildtiere und "Gegend" sehen.
Ganz oben auf der Wunschliste standen meist Elefanten, Loewen, Nashoerner.
Deswegen fuhren wir dort praktisch mindestens einmal pro Jahr hin.
Je nach Jahreszeit sah man im Etosha-Park reichlich Wild. Wenn man "Park" liest,
denkt man zunaechst an ein an den Aussengrenzen eingezaeuntes Gebiet. Und
das stimmt auch. Ich habe mal ganz grob auf der Landkarte nachgemessen und
kam so etwa auf 300 KM Ost-West- und etwa 150 KM Nord-Sued- Ausdehnung.
Ganz grob gemessen. Der westliche Teil war fuer Touri- Unternehmen reserviert.
Etwa die Haelfte des Parks war fuer alle Besucher offen. Man fuhr mit dem eigenen
Auto.

Ich mochte den Park natuerlich auch. Aufregender fand ich aber, wenn man Wild
irgendwo ausserhalb des Parks sah. Besonders, wenn es seltene Begegnungen
waren.
Auf einer geplanten OR-Tour mit unserem Nissan "Sani" 3,0 V6 und dem damals fast
neuen Landcruiser 100 unseres Freundes und seiner Partnerin, fuhren wir aus unserer
Gegend nach Norden durch die Erongo-Berge, durch den Omaruru (Rivier) zum
Brandberg, an einigen Welwitschias vorbei, ueber eine verlassene Mine, durch den
Ugab (Rivier) durch ruppiges Geroell, eine Waschbrettpiste, an den versteinerten
Baeumen vorbei, ueber mehr oder weniger mehlig-staubige Fahrspuren zum Huab/ Aba Huab
(Rivier). Dort waren gelegentlich wilde Elefanten, vermutlich einige "Wuestenelefanten"
aus dem etwas weiter entfernten Hoanib(Rivier), unterwegs. Die wollten wir suchen.

Wir schlugen unser Lager ein paar hundert Meter oberhalb des Huab auf. Zwischen
durch ewige Erosion geschaffene Felsformationen, die etwas Schatten boten. Und
eine nette Aussicht ueber die Umgebung. Trockenes Feuerholz sammelten wir im Huab.
Als die Dachgepaecktraeger damit gut gefuellt waren, krabbelten wir leise und langsam
durch das sandige (trockene) Flussbett, welches in diesem Bereich etwa 70-80 Meter
breit war. Vorher hatten wir frische Spuren entdeckt, die anzeigten, dass mehrere Elefanten
das Flussbett verlassen hatten. Wir fuhren parallel, etwa 30m auseinander. Dann winkte
die "Landcruiser-Crew" und zeigte nach rechts. Direkt neben der dort steilen Kante
des Flussbetts waren 5 Elefanten zu sehen. Wir blieben stehen, stellten die Motoren ab
und schauten ihnen zu. Sie waren offenbar entspannt. Dort wo unser Nissan gerade stand,
befand sich eine erhoehte Stelle, eine kleine bewachsene Flussinsel. So, dass wir
von dem Teil des Flussbetts links neben der Insel nur einige Meter freiliessen. Nach ein
paar Minuten der Betrachtung der grauen Riesen zu unserer rechten Seite, schaute ich
kurz mal wieder nach vorne. Von dort kam ein alter, riesiger Elefantenbulle genau auf
unser Auto zu. Er hatte nur einen Stosszahn. Zum Motorstarten und ruhigem Wegfahren,
ohne irgendwie unfreundliche Nervositaet (beim Elefantenbullen) zu verbreiten ...war keine
Zeit. Also blieben wir ruhig im Auto sitzen, kurbelten die Seitenscheiben hoch und beobachten
"leicht" unsicher, wie der Bulle ruhig an der Beifahrerseite stehenblieb, am Auto roch und
mit seinem Stosszahn hoechtens eine Handbreit von der Seitenscheibe entfernt ins Auto sah.

Offenbar stoerten wir ihn nicht. Nach ein paar Augenblicken setzte er seinen Weg
entspannt fort. Im Spiegel, ich wollte nicht, dass ER sich doch noch irgendwie durch ein
Geraeusch oder eine Bewegung....gestoert fuehlen koennte,sah ich ihm kurz nach.
Etwa 6 Wagenlaengen hinter uns stellte der Bulle sich unter einem alten Anabaum auf seine
Hinterbeine um an die leckeren Schoten in groesserer Hoehe zu gelangen. Wir waren ihm
gleichgueltig, was wir sehr begruessten. Nachdem wir seine zirkusreife Akrobatiknummer
noch etwas bewundern durften und er weiterzog, fuhren wir, wie leicht berauscht, in unser
Camp.

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K260
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BeitragVerfasst am: 07.11.2023 14:53:46    Titel:
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Vielen Dank für die sehr interessanten Berichte Smile

Ich plane mit Rentenbeginn nach Afrika auszuwandern, Namibia ist eines meiner möglichen Ziele dafür.
Kauf einer kleinen Immobilie etwas abseits gelegen ist da auch geplant.

Warum seid ihr damals überhaupt zurück ? Wenn man doch praktisch "angekommen" ist, bleibt man dann nicht dort ?
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Jerrycan
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...und hat diesen Thread vor 178 Tagen gestartet!


BeitragVerfasst am: 07.11.2023 21:01:17    Titel:
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K260 hat folgendes geschrieben:
Vielen Dank für die sehr interessanten Berichte Smile

Ich plane mit Rentenbeginn nach Afrika auszuwandern, Namibia ist eines meiner möglichen Ziele dafür.
Kauf einer kleinen Immobilie etwas abseits gelegen ist da auch geplant.

Warum seid ihr damals überhaupt zurück ? Wenn man doch praktisch "angekommen" ist, bleibt man dann nicht dort ?




Von Anfang an war "Ende offen" vorgesehen. Je nach Entwicklung.
Umstaende hier in D. veranlassten uns schliesslich, nach gruendlicher
Ueberlegung, zurueckzukommen. Und nach entsprechender Vorbereitung.
Ohne "Altlasten" dort , ohne dass wir es jetzt bereuen.
Alles ist gut so wie es ist.
Die Zeit dort bleibt ein wichtiger Teil unseres Lebens. Aber manchmal
muss man einfach Entscheidungen treffen.

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Jerrycan
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BeitragVerfasst am: 08.11.2023 13:42:31    Titel:
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Auf See

Fuer uns Bewohner des inlaendischen Wuestenrandgebietes war der Atlantik natuerlich
eine komplett andere Welt. Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Gerueche .....
waren nicht zu vergleichen. Deswegen waren die bei Walvis Bay angebotenen
Bootstouren auch fuer unsere Besucher interessant.
Wir buchten immer bei einem bestimmten Anbieter, mit dem wir mehrmals gute
Erfahrungen gemacht hatten.
Morgens gegen 09.00h ging die Bootstour los und dauerte bis zum Nachmittag.
Das Motorboot war rund 8m lang, besass im Bug eine winzige Kajuete und
eine kleine Ueberdachung im Bereich des Steuers. Angetrieben wurde es von zwei
Aussenbord-Motoren mit je 240 PS. Meist waren nur 5-6 Personen an Bord.
Zunaechst tuckerten wir mit langsamer Fahrt aus dem Hafenbereich heraus, wo man
schon vereinzelt Seebaeren (Ohrenrobben) sah, bis schnellere Fahrt erlaubt war.
Das Boot hatte Haeppchen und Getraenke an Bord und einen grossen Eimer kleiner
Fische. Unser Skipper steuerte ausserhalb des Hafens auf einige Bojen zu und rief
dann laut einen Namen und sah sich um. Kurz darauf sprang eine ausgewachsene
Robbe ins Boot und bekam ein paar Fische vom Skipper. Der erzaehlte, dass er
diese Robbe vor Jahren von einen Fetzen Fischernetz befreit hatte, der sich schon
tief in seine Haut eingegraben hatte. Seitdem reagierte die Robbe immer auf seine
Stimme und sein Boot. Die Robbe hatte einige grosse, tiefe Narben am Koerper.
Sie roch wie eine Halle bei einer Fischversteigerung und sie nahm gekonnt freie Plaetze
neben uns Passagieren auf den Holzbaenken ein, wo sie weiter mit Fisch gefuettert werden
wollte. Irgendwann sprang sie wieder von Bord. Die Tour wurde mal von Moewen,
mal von Pelikanen begleitet, die ebenfalls Fisch wollten. Man sah weitere Robben,
manchmal Delfine und Schildkroeten, die aussahen, als wuerde eine grosse,
runde Tischplatte an der Oberflaeche treiben. Der Skipper nannte sie "Lederschildkroeten".

Durch den kalten Benguela-Strom befinden sich zu bestimmten Zeiten auch Wale
vor der Kueste Namibias. Bei einer dieser Touren fragte ich den Skipper, ob wir -heute-
vielleicht Wale sehen wuerden. Er meinte daraufhin : "Ja, ganz sicher wirst du heute
Wale sehen....aber nur wenn du reichlich von dem da trinkst...." Er zeigte lachend auf
eine Flasche seines Kaffeelikoers. Also schienen keine Wale in der Naehe zu sein.
Trotzdem hielt ich weiter Ausschau. Und tatsaechlich sah ich wenig spaeter einen
runden Koerper etwa 300m seitlich vom Boot kurz ueber dem Wasser. Ich wartete,
schaute genauer hin und sah dann zwei runde Ruecken gleichzeitig. Dann war ich sicher.
Das waren Wale.

---Durch meine staendigen Fahrten in der Wildnis hatte ich schon ein ganz gutes Auge
fuer Bewegungen, Silhouetten und Entfernungen von Wildtieren, auch auf groessere
Entfernungen, bekommen. Aber auf dem Wasser war ich ja nicht erfahren.

Besucher aus D. sahen im "Veld" kaum Tiere, wenn man sie nicht darauf aufmerksam
machte. Mein Auge war allerdings garnichts gegen das eines unserer Farmjungs.
Bei einer Fahrt ueber eine Farm fuhr er mit mit und zeigte irgendwann nach vorne.
"Zebras, da am Berg", sagte er. Ich folgte seinem Finger und...sah keine Zebras.
"Da", meinte er. Ich sah noch immer nichts."Da."... Irgendwann sah ich sie auch. Sie waren
mindestens einen Kilometer entfernt und gingen hintereinander einen schraegen Hang hoch.
Im Schatten. Respekt, was fuer eine Auge. Aber er war ein Damara und genau in solch
einer Landschaft aufgewachsen.---

Der Skipper "scannte" andauernd das Wasser in Fahrtrichtung nach
irgendetwas ab, aber da war nichts zu sehen. "Jacko", rief ich, "da sind mindestens
zwei Wale." Ich zeigte in die Richtung. Dann sah er sie auch. Sofort lenkte er dort hin
und griff zum Funk, um seine Kollegen zu informieren, die ihren Passagieren auch etwas
bieten wollten. Aber wir waren am naechsten dran und tuckerten im Standgas, leicht
versetzt, hinter den Walen her. Andere Boote kamen langsam dazu. "Welche Wale sind das ?",
fragte ich. "Suedliche Glattwale... eigentlich haette ich eher mit Buckelwalen gerechnet",
meinte er. "Das hast du gut gesehen, das sind die allerersten Wale dieser Saison".
"Als Belohnung kann ich doch sicher mal das Boot steuern, oder ?" "Ja, bis kurz vor die
Hafeneinfahrt kannst du es steuern. In der Lagune kannst du auch mal auf 30-35 Knoten
beschleunigen, wenn du willst, heute ist das Wasser ziemlich glatt."
Ja, ich wollte.

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Jerrycan
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BeitragVerfasst am: 09.11.2023 13:37:46    Titel:
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"Gibt's hier viele Schlangen ?"

Diese Frage stellte ich , einige Tage nachdem wir angekommen waren,
dem Besitzer eines Nachbarplots als wir uns ueber den Zaun etwas bekannt
machten und plauderten. Als Greenhorn hatte ich Fragen ueber Fragen,
nicht nur zu Schlangen.
"Ja, allerdings wirst du eher selten Schlangen sehen", antwortete er. "In der
Regenzeit wandern verschiedene Arten an die Riviere, dann sieht man
sie schon 'mal.
Natuerlich hatte ich mich eingelesen und einige Leute gefragt, die hier lebten.
Die erste Schlange sah ich als wir, die Farmjungs und ich, einen alte Raeucherkammer des
Vorbesitzers abrissen. Sie war ungefaehr so gross wie ein Dixie-Klo, nur eben aus Holz und Blech.
Als wir anfingen, den betonierten Boden mit Haemmerschlaegen zu zertruemmern,
huschte eine "Gelbe Kapkobra" blitzschnell aus einem Hohlraum unter dem Beton
heraus und verschwand wenige Meter weiter in einer Palme, wo einige Webervoegel
ihre Nester gebaut hatten. Wahrscheinlich waren die Webervoegel ihre Hauptnahrungsquelle.
So schnell wie die Kobra in der Palme verschwand, kannte sie sich dort sehr gut aus.

Tage spaeter fand ich direkt im Eingang unserer Werkstatt eine abgestreifte Schlangenhaut
("Natternhemd"), die aber deutlich zu gross war, um von der ersten Kapkobra zu stammen.
Die Werkstatt war immer recht aufgeraeumt, aber Regale mit Sortierboxen, Kisten, Kaestchen und
Kram aller Art boten trotzdem reichlich Verstecke.
Wir suchten alles vorsichtig ab, fanden aber nichts, was auf eine Schlange hindeutete.

Unsere Farmjungs wohnten jeder in einem kleinen, gemauerten Haus. Vor einem
der Haeuser befand sich eine gut 2m hohe Mauer, hinter der einer der Arbeiter
Feuer machte, kochte und mit seinen gelegentlichen Besuchern palaverte. Sein Haus
war etwa 40m von der Werkstatt entfernt dazwischen befand sich eine ebene,sandige
Flaeche, die von den Jungs immer komplett frei von jeglichem Bewuchs gehalten wurde.
Ebenso wie die Flaechen um alle Gebaude herum. Wenige Tage nach unserer Ankunft
hatten wir bemerkt, dass dieses "Kahlhalten'" zur taeglichen Arbeit der Jungs gehoerte.
Ohne dass ich es ihnen gesagt hatte. Ich fragte, warum sie das machten.
"Komme Slange in Gras", meinte einer. Aha.---- Spaeter fand ich heraus, dass dies nicht
der Hauptgrund fuer die staendige Arbeit mit Hacke und Harke war. Vielmehr sahen die Jungs
auf diese Art jederzeit, wer und was sich um die Haeuser bewegte und Spuren hinterliess.
Sie kannten jeden ihrer und unserer Schuhabdruecke und sahen sofort, wenn fremde
oder neue Spuren jedweder Art auftauchten. Es war ihr (und unser) Sicherheitssystem.

Ich war gerade auf dem Weg zur Werkstatt. Einige Meter daneben befand sich ein uralter
Baum, auf der ansonsten freien Flaeche vor den Haeusern der Jungs. Ploetzlich hoerte
ich einen der beiden Arbeiter aufgeregt rufen. "Onjoka, Onjoka !!!" (Schlange, Schlange)
Einem Moment spaeter schoss eine Schlange hinter der Mauer hervor und fluechte in einem
unglaublichen Tempo auf die freie Flaeche in Richtung Baum. Sie hatte den Kopf und etwa
ein Drittel ihres Koerpers hoch erhoben. Die Jungs warfen blitzschnell Steine hinter ihr
her und kurz bevor die Schlange den Baum erreicht hatte, traf ein Stein. Auf mehr als 20m
Entfernung! Ich stand ziemlich beeindruckt hoechstens 10m seitlich davon entfernt, als der
Vorderkoerper der Schlange schlaff auf den Boden fiel und regungslos liegen blieb.

Wir gingen trotzdem vorsichtig heran, weil einige Schlangen sich totstellen, indem sie
ihre Unterseite ("Bauch") zeigen und dann jeden Unvorsichtigen attackieren.
Die Schlange war grau-anthrazit, sehr schlank, 2,5m lang. Eine heranwachsende
Schwarze Mamba, die bis zu 4,5m gross werden kann. Obwohl Schlangen in verschiedenen
Gebieten auch etwas verschiedene Farben, Muster etc. aufweisen koennen, sind Schwarze Mambas
praktisch nie wirklich schwarz. Etwas dunkler als die diese hier vielleicht...
Ihren Namen hat die Schwarze Mamba wegen ihrer pechschwarzen Faerbung in Maul und
Rachen. Die haben wir uns dann genauer angesehen, weil einer der Jungs meinte "....isse nix
Mamba, isse nix schwarz." "Isse Mamba, isse schwarz da binnekant (drinnen)",erwiderte ich.
--------
Unsere recht seltsame Sprache ergab sich , da einer der beiden Jungs aus dem
hohen Norden von Namibia, direkt der Grenze zu Angola stammte und zum Volk der (O)Wambo
gehoerte, etwas Deutsch verstand/sprach , kaum Englisch, dafuer ganz gut Afrikaans.
Allerdings weigerte er sich, Afrikaans (die Sprache der Buren), zu sprechen.
Der andere sprach Damara/Nama als Muttersprache (mit Klick- und Klack-Lauten, aehnlich
der Sprache der Buschleute/ San) sprach aber auch "Oshiwambo", die Sprache des anderen
und etwas "Oshiherero". Sein Afrikaaans war ok, sein Englisch auch.
So entstand ein wildes Kauderwelsch, wenn wir zu dritt arbeiteten und redeten....

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jkoerner
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1. G 461 kurz
2. Yamaha Ténéré 700
3. Yanmar Vio25
4. Bergradl
5. Long John(Lastenfahrrad)
BeitragVerfasst am: 09.11.2023 16:40:30    Titel:
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Klasse, ich lese, nein verschlinge, deine Kurzgeschichten immer wenn ich in diesem Forum unterwegs bin. Deine Erzählweise ist äußerst packend und vermittelt mir ein unmittelbares Dabeisein. Weiter so! Respekt
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BeitragVerfasst am: 09.11.2023 20:11:42    Titel:
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jkoerner hat folgendes geschrieben:
Klasse, ich lese, nein verschlinge, deine Kurzgeschichten immer wenn ich in diesem Forum unterwegs bin. Deine Erzählweise ist äußerst packend und vermittelt mir ein unmittelbares Dabeisein. Weiter so! Respekt



Vielen Dank fuer deine Zustimmung. Ja

Es freut mich, dass es dir gefaellt. Und mir fallen beim Schreiben
immer wieder Ereignisse ein, die ich fast schon vergessen hatte.

Deswegen kann es evtl. auch ein bisschen durcheinander gehen.
Chronologisches Schreiben waere mir hier kaum moeglich.

Gruss

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BeitragVerfasst am: 10.11.2023 13:50:39    Titel:
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Roadkill

Der juengere der beiden Farmjungs war 20 Jahre alt, als er zu uns auf's
Plot kam. Ich nenne ihn hier der Einfachheit halber "Joe".
Er fuhr gerne mit, wenn ich irgendwo etwas erledigen musste oder wenn
wir Sand, Steine, Zementsaecke....etc. brauchten. Bei Fahrten auf Farmen
nahm ich ihn auch oefter mit. Er war ein lebendiger, stets gut gelaunter Bursche,
dem keine Arbeit zu schwer war. Er fragte mir Loecher in den Bauch und ich
versuchte immer, ihm verstaendliche Erklaerungen zu geben.
Da er Land und Landsleute besser kannte als ich, lernte ich natuerlich auch sehr viel
von ihm. Ausserdem konnte ich ueberall auch einen beladenen Pick-Up stehen
lassen, wenn er mitfuhr. Er passte auf. Im/am Auto oder aus der naeheren Umgebung.
Er und auch viele andere, besassen ein selbstverstaendliche Vorsicht,
eine staendige Wachsamkeit... besonders ihren eigenen Leuten gegenueber.

Joe liebte Fleisch. Da war er im suedlichen Afrika keine Ausnahme. Mir schien
damals Fleisch als die zweite Waehrung, neben dem Geld.
Einmal kam mir "Jon"der aeltere unserer beiden Farmjungs mit einer toten Zebra-Manguste
("Mungo"/ Schleichkatze) entgegen. Er hatte sie neben der Pad gefunden, ueberfahren.
"Jon, machst du "Kapana ?", fragte ich ihn. Kapana ist sozusagen Grillfleisch. Das konnte
praktisch alles sein, was vorher mal gelebt hatte. "Neee, Mista... verkaufe fuer 10 Dollar
(ca. 1 Euro) Petrus auf Plot von Mista vnn Zyl... Petrus esse die."

Joe und ich waren mit dem "neuen" Toyo HZJ 79/ 4,2 L Diesel (Single Cab/ Pick Up)
unterwegs, um irgendwo bei einer Halle Zement zu kaufen. Zur dieser Zeit war der
Zement bei den ueblichen Stellen ausverkauft, nur ein Farmer hatte irgendwo eine
LKW-Ladung ergattert und verkaufte sie nun zu "leicht" hoeherem Preis.
Viele regten sich auf, weil ER "so teuer" verkaufte und boykottierten ihn. Unser
Glueck, so konnten wir unsere 15 Saecke telefonisch zuruecklegen lassen.

Auf der Hauptstrasse, kurz vor dem Zementlager, lag ein ca. 1m langer Waran tot,
ueberfahren am Fahrbahnrand. Joe meinte amuesiert: "Uuuhhh Mista, der Lagawan
ist gleich weg, wenn der naechste "Owambo-Express" vorbeikommt". Damit meinete
er die kleinen Ueberland-Busse, in denen die Passagiere wie die Heringe in der Dose
sassen und weite Strecken auf den Hauptrouten Namibias zuruecklegten. 14 Personen
waren es in den VW-Bullis, die dort unten "Kombi" hiessen und in vergleichbar grossen
Toyota-, Nissan-....-Bussen.
Joe meinte damit, dass der Waran ganz sicher einer weiteren Verwendung als
Fleichgericht zugefuehrt werden wuerde, wenn "bestimmte" Landsleute vorbeikaemen.
Und tatsaechlich, nachdem wir unseren Zement geladen hatten und wenig spater wieder
an der Stelle vorbeifuhren, war der Waran bereits weg. Wir lachten und laesterten noch
etwas.
Die letzten paar Kilometer zum Plot fuehrten ueber eine recht gute Gravelpad. Irgendwo
flitzte ein Hase kurz vom unserem Auto ueber die Pad. Ich bremste etwas ab und lenkte
so, dass der Hase nicht unter die Raeder geriet. Joe, dem Fleischliebhaber, war das
natuerlich vollkommen unverstaendlich (Originalton Joe :) "Neee, neee, you must hit it...
it's meat, oohh neee... how can you not hit it...neee, neee, Mista....it's meat...oohh neee....!!"

Der arme Kerl war voellig aufgeloest und konnte sich kaum wieder beruhigen, weil ich ihm
so etwas "angetan" und absichtlich den Hasen nicht ueberfahren hatte.

Im Gegensatz zu dem Waran von vorhin, passte der Hase zu 100 Prozent auf Joe's "Menu".

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Robert Stückle
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BeitragVerfasst am: 11.11.2023 07:44:11    Titel:
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Danke.
Das macht es Spaß zu lesen.

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Liebe Grüße Robert

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Jerrycan
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BeitragVerfasst am: 11.11.2023 13:37:55    Titel:
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Grosse Voegel

Ein Jahr vor unserer Auswanderung war ich per Mietwagen alleine
unterwegs, um dort in einer bereits grob eingegrenzten Gegend den
geeigneten Platz fuer uns zu finden.
Bei Uebernachtungen in Lodges, B&B etc. fragte ich alles, was ich
fuer wichtig hielt und bekam reichlich nuetzliche Infos, Tipps und
Kontakte zu weiteren Leuten.
Wo bekommt man was , was kosten Lebensmittel, Sprit, Baumaterial,
Immobilien, Fahrzeuge, Loehne fuer Arbeiter....usw.
Schliesslich fand ich mehrere Plots im Umkreis von etwa 50 KM, die fuer
mich infrage kamen und zum Verkauf angeboten wurden.
Einige entsprachen dann von der Lage her doch nicht ganz meinem Geschmack.
Die Preise und der jeweilige Zustand der Plots waren aehnlich und akzeptabel.

Auf einem der Plots holte mich der Eigentuemer am Tor ab und meinte,
dass er zwei Strausse (Hennen) habe und diese frei auf seinen 5 Ha
eingezaeunten Land herumlaufen. Die Voegel waeren normalerweise
friedlich, aber manchmal auch schon auf Fremde losgegangen, meinte
er noch. Ich stellte das Auto ab und stieg aus.
Na toll, dachte ich mir... Konnte er nicht ein paar Hunde haben? Mit denen
kaeme ich sicher aus. Hunde gab es selbstverstaendlich auch. Die fanden mich
wohl ok. und trollten sich nach kurzer Begruessung wieder in den Schatten.

Wir besichtigten das, wie ueblich, einfache und zweckmaessige Haus,
die eigene Wasserversorgung per Bohrloch mit Windmotor/Pumpe und
Vorrats"damm". Strom per Leitung war da, eine gute Einzaeunung auch.

Als wir um die Ecke eines Nebengebaeudes bogen, bemerkten uns die Strausse.
Die "Damen" kamen neugierig auf uns zu, blieben direkt vor mir stehen,
glotzten mich an und beruehrten abwechselnd mit ihren Schnaebeln fast
meine Nase. Sie waren deutlich ueber einsachtzig gross, genau wie ich.
Ich fuehlte mich irgendwie nicht wohl. Dann schob der Eigentuemer die
Voegel energisch zur Seite und wir setzten die Besichtigung fort. Sie folgten
uns und tippten mich mehrmals von hinten an. Bloede Huehner, dachte ich.

Wir sahen uns noch die Werkstatt und den Generator an. Die Voegel blieben
gluecklicherweise draussen. Anschliessend tranken wir noch einen Kaffee
auf der Veranda. Dann verabschiedete ich mich. Vorbei an den entspannt
blinzelnden Hunden ging ich zum Auto. Und zack, waren die bloeden Huehner
wieder da und stellten sich in den Weg. Wieder glotzten sie mir in die Augen,
rochen an meinem Gesicht, waren aber ruhig. "Warte, ich komme", rief der
Eigentuemer von hinten und kam maulend zu uns. Wieder versuchte er die Voegel
wegzudruecken, was diesmal nicht so richtig klappte. "Weisst du, meinte er, "wenn
sie so richtig stur werden, gibt es nur ein wirksames Mittel..."
Dann packte er einem der Strausse an den langen Hals und schuettelte ein paar mal
kraeftig, bis der Kopf und alles oberhalb seiner Faust, ziemlich locker hin-und her
baumelte.
Als er losgelassen hatte, wirkte der Voegel wie volltrunken und wankte ziemlich
desorientiert umher. Er schuettelte die andere Henne auch noch etwas durch
und beide Voegel gingen kurz danach ruhig, aber mit immer noch unsicheren
Gang, weg.

Diese recht robuste Methode sollte ich mir fuer etwaige zukuenftige Begegnungen
merken, meinte der Eigentuemer lachend.

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Jerrycan
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BeitragVerfasst am: 12.11.2023 12:59:55    Titel:
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Endlich Regen ?

Wer aus unseren Gefilden in Sonnenlaender auswandert, macht das meist
auch wegen des Wetters. Das war bei uns nicht anders.
Als wir im April in NAM ankamen, schuettete es aber noch einige Male heftig.
Meine Frau meinte leicht vorwurfsvoll: "Ich dachte, hier regnet es fast nie..."

Laut Nachbarn war es eine "gute Regenzeit" gewesen, die gerade zu Ende
ging. Normalerweise gab es im April den letzten Regen, wenn es ueberhaupt
regnete. Es war Ende April und immerhin war es recht warm. Aber auch
schwuel. Unser Saisonfluss fuehrte trotzdem kein Wasser. Weiter oberhalb/
flussaufwaerts hatte es offenbar nicht oder nicht genug geregnet, also lief
kein Wasser im Flussbett. Dafuer tropfte es an einigen Stellen durch unser Dach.
Wir stellten ein paar Eimer auf. Bei naechster Gelegenheit musste ich wohl ran.
Ein Nachbar meinte, als ich ihm vom undichten Dach berichtete: "Ach,
hier findest du kaum ein Haus, wo es nicht etwas 'reinregnet. In ein paar Tagen
ist doch alles wieder trocken." Das beruhigte mich zwar etwas, aber in D. hat
"man" nun mal kein undichtes Dach. Das steckt wohl in unseren Genen.
Uns war schon klar, dass aride Gegenden Wasser brauchen. Aber genau hier
bei uns, wo wir so froh waren, dem Kackwetter in D. entkommen zu sein...?
Wir hatten den Regen nur noch nicht schaetzen gelernt. Das kam spaeter.

Kurz vor oder nach den Regenfaellen veraenderte sich einiges. Es tauchten alle
paar Tage irgendwelche fliegenden oder kriechenden Insekten auf, die in Heerscharen
Aussenlampen umschwirrten, an Hauswaenden krabbelten oder auf dem Boden
marschierten. Fliegende Termiten, Motten, Kaefer....tauchten wie aus dem Nichts
fuer wenige Tage auf und waren dann ploetzlich verschwunden. Eine Sorte Kaefer
knallte im Flug ununterbrochen gegen Waende, fiel herunter und flog wieder los.
Ihre harten Panzer machten Geraeusche wie Knallerbsen, die wir als Kinder auf
den Boden geworfen hatten.
Fuer das erstaunlichste Phaenomen sorgten aber die "Dickbaeuche". Sie tauchten
nach der Regenzeit auf. Zuerst nahm man vermehrt kleine gruene Krabbler im
frischen Gras, auf Blaettern...etc. wahr. Etwa so gross wie eine 2 Cent Muenze.
Sie erinnerten mich an Wanzen. Sie gehoeren aber zu den Panzerschrecken, sagte
man mir. Klein und gruen waren sie noch recht zuegig unterwegs und bei Huehnern,
Perlhuehnern und auch bei einigen anderen Tieren, als Nahrung beliebt. Sie frassen
(fast) alles was gruen war. Sie wuchsen schnell und frassen noch mehr.

Kaum mehr als zwei Wochen nach ihrem Auftauchen waren sie ueberall. Inzwischen
sahen sie aus wie Kaefer, sechsbeinig, braun und ihr Koerper war so gross
wie der einer kleinen Maus. Wenn es ein Vorbild fuer die Fratze des Monsters im Film
"Alien" gab, koennte es der "Dickbauch" durchaus gewesen sein. Sie wurden immer
langsamer in ihren Bewegungen, aber kein einziges Tier war in diesem Stadium
ihres Daseins mehr an ihnen interessiert. Nicht einmal der verspielteste Hund
schnueffelte noch einmal intensiv an den Krabblern. Kam man ihnen zu nah, richteten
sie ihren Koerper auf und zirpten seltsam. Ihr einziger Auftrag schien "Alles kahlfressen!"
zu sein. Ich hatte schon Bedenken, dass sie sogar unser gruenes Schattennetz ueber
dem Nutzgarten fressen wuerden, was aber nicht passierte. Wenn sie Strassen
ueberquerten, wurden sie natuerlich plattgefahren. Dabei quoll ein gruener Brei aus
ihren Koerpern. Ihre vorbeikommenden Artgenossen machten sich sofort darueber
her und verschmaehten auch den Koerper ihrer Kollegen nicht, der wohl immer noch
nach Gruenzeug schmeckte. Dadurch versammelten sich bei ueberfahrenen Krabblern
immer mehr von ihnen, die auch meist ueberfahren wurden. Auf einer schmalen
Asphalt-Strasse am Dorfrand war die Fahrbahn sogar derart schmierig/glatt geworden,
das an einem Tag zwei Autos von der Strasse ins Gebuesch rutschten.

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