Differentialsperre vorne wann nötig?

Verfasst am: 05.10.2019 18:33:28 Titel:

Hallo Stefan,

sämtliche Antworten auf Deine Frage finde ich unterirdisch schlecht.....

Als allererstes:

Keine Sperre macht Dein Auto kaputt!
Nur ein unsensibler Gasfuß, und der ist typisch für Leute die Trophy fahren und unbedingt irgendwo hinkommen wollen, führt dazu, daß viel zu viel Drehmiment auf die Achsen oder Gelenke kommt, das Fahrzeug anfängt mit durchdrehenden Rädern zu hüpfen und irgendwas geht kaputt. Typischer Fall von Messer zwischen den Zähnen.

Nun aber der Reihe nach:

Du fährst einen Geländewagen und dort steht 4x4 dran.
Jeder glaubt also er hat .....falsch.

Egal ob Zuschalt oder Permanent, Du hast in jeder Achse ein , das in Kurven die Kraft auf das Rad mit der höchsten Drehzahl verteilt. Im Prinzip ist damit an jeder Achse nur ein Rad angetrieben.

Stehst Du jetzt im Dreck und ein Rad dreht durch, so kommt am stehenden Rad absolut kein Drehmoment an (elektronische Helferlein lassen wir jetzt mal außen vor)

Dreht also vorne ein Rad durch, ebenso wie hinten, so geht gar nichts mehr.

Nun kommt die erste Sperre ins Spiel.
Die halbe Welt streitet sich on Vorne oder Hinten,
ich persönlich würde aus Fahrphysikalischen Gründen immer Hinten bevorzugen.

Das wird also gesperrt, beide Räder drehen mit der selben Drehzahl, ergo ist mehr Traktion vorhanden.

Mit sinnigem Gasfuß erreichst Du jetzt deutlich mehr, fühlst Dich unaufhaltbar.

(Hier kommt wieder der idiotische Gasfuß ins Spiel, irgendwann drehen nämlich auch drei Räder durch. Viele geben jetzt wieder viel zu viel Gas...is ja geil....der Wagen fängt an zu "trampeln" plötzlich hat ein Rad Grip und die Achse knackt...typischer "usererror")

Wenn der Wagen mit drei Rädern nicht weiter läuft, kommt die Vorderachssperre in Spiel, auch vorne ist volle Traktion.....nur leider fährt auf Grund der Physik die ganze Fuhre nurnoch geradeaus, Kurven sind sehr schwer und es ist nahezu unmöglich aus einem Graben rechts oder links herauszufahren.

Ich empfehle Dir , wenn nur wenig Erfahrung vorhanden ist, maximal hinten eine Sperre einzubauen und in Ruhe deren Grenzen zu erkunden.

Sein behutsam mit dem Gasfuß und nutze am Anfang auch den Rückwärtsgang.

Wenn Du etwas Erfahrung mit den Sperren hast, so wirst Du sie immer sehr frühzeitig nutzen, selten mehr als Standgas brauchen und ganz entspannt die Hindernisse meistern.

Alles andere ist nur im deutlichen Wetbewerb nötig und dort sollte jeder selber wissen, was er sich gerade kaputt fahren möchte, bzw. wieviel Geld gerade über ist.

Sowohl Reifengröße, wie auch Achsdimension müssen immer zu dem passen, was man vor hat, wer schreibt, daß es knackst, hat halt an der falschen Stelle Geld gespart oder es fehlt am Gefühl im Fuß.............

................bei mir ist vieles kaputt gegangen, aber nie die Achsen aufgrund von zwei Sperren, Swampern oder Radgrößen!

Goldener User des Jahres! Mit dabei seit Mitte 2005

Sperre vorne ist wie der Koffer mit den Atomcodes. Man weiss nie wann man sie braucht, aber wenn es soweit ist, ist meist die Kacke bereits am dampfen.

Korsika diesen Sommer, eine weitgehend unbekannte Piste in den Bergen. Aus irgendeinem Grund hab ich eine Linie ziemlich weit rechts gewählt, und eine tiefe Auswaschung in der Macchia übersehen. Beide linken Räder waren bereits in der Luft, und wer sowas kennt weiss wie verdammt lang die paar Sekunden sein können in denen sich entscheidet, ob die Kiste kippt oder nicht...

Mit der vorderen 100% Sperre hat sich der Disco mit Standgas wieder nach links auf die Piste gezogen. Für mich hat sich aufgrund dieser einen Situation die Investition bereits amortisiert.

Verfasst am: 05.10.2019 18:56:48 Titel:

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So eine sperre vorn kann richtig eingesetzt aber auch zu weniger Verschleiß/Bruch beitragen.

Abenteurer Mit dabei seit Ende 2008 Status: Offline

ich würde sagen die vordere Sperre bringt so gut wie nichts

wenn die Hinterachse schon durch geht und ein Vorderrad ebenfalls, zb im Schnee oder Matsch, dann hilft das eine Rad auch nichts mehr, das hilft nur dann, wenn es als einzigstes dann noch Grip hat, aber das ist so unwahrscheinlich

wenn Längs und Hinterachse nicht mehr hilft, dann hilft eigentlich nur noch ne

ich glaube Hirn hilft mehr als jede Sperre

Verfasst am: 05.10.2019 19:11:18 Titel:

Verfasst am: 05.10.2019 20:29:57 Titel:

Na da kam ja jetzt doch noch viel Verwertbares nach dem anfänglichem Schreck von "Holgi" vors Haus geschissen zu bekommen...:-)

Vielen Dank für Eure Erfahrungen, da waren ja ein paar Beschreibungen dabei, die mir helfen. Ich werde auf die Sperre verzichten, ist mir zu riskant für mein Fahrzeug und vielleicht wäre die Investition in eine damit tatsächlich sinnvoller.

Fahrzeug ist ein Sprinter Iglhaut permanent 4x4 (50/50), mit wenig Verschränkung (also Potenzial für Reifen in der Luft), daher dachte ich an die VA Sperre (und wegen schlammigen Wegen). Ich fahre aber nicht "echtes Offroad", sondern nur schlechte Wege oder kurz mal in die Pampa.

Danke und Gruß,
Stefan

Verfasst am: 05.10.2019 20:30:07 Titel:

Na da kam ja jetzt doch noch viel Verwertbares nach dem anfänglichem Schreck von "Holgi" vors Haus geschissen zu bekommen...:-)

Vielen Dank für Eure Erfahrungen, da waren ja ein paar Beschreibungen dabei, die mir helfen. Ich werde auf die Sperre verzichten, ist mir zu riskant für mein Fahrzeug und vielleicht wäre die Investition in eine damit tatsächlich sinnvoller.

Fahrzeug ist ein Sprinter Iglhaut permanent 4x4 (50/50), mit wenig Verschränkung (also Potenzial für Reifen in der Luft), daher dachte ich an die VA Sperre (und wegen schlammigen Wegen). Ich fahre aber nicht "echtes Offroad", sondern nur schlechte Wege oder kurz mal in die Pampa.

Danke und Gruß,
Stefan

Verfasst am: 05.10.2019 20:38:43 Titel:

Ein Sprinter ist sehr steif....

Da kann man ruhig eher über eine VA-Sperre nachdenken.

.....meiner hätte eine!

Verfasst am: 05.10.2019 21:16:03 Titel:

Ick kenne keinen der vorne einen Autolocker drinnen hat. Wie fährt sich das zB auf Schneefahrbahn mit allrad.
SChiebt der dann in der Kurve geradeaus?

Verfasst am: 05.10.2019 21:25:34 Titel:

Hatte ich lange im

fährt sich etwas gewöhnungsbedürftig, da der Vorderwagen beim Gasgeben immer gerade zieht, heißt man hat heftige Lastwechselreaktionen.
Wenn man weiß, was passiert kein Problem.
Anfängern würde ich nachhaltig abraten.

....aber auf Schnee geht die Karre wie Sau .....nur bremsen muss mankönnen!

Edit: Nur am Gas schwierig, wenn die Kiste rollt absolut kein Problem.
Kurven easy.....Am Gas geht es immer geradeaus!

Abenteurer Mit dabei seit Anfang 2008 Status: Urlaub

Was spricht gegen eine ATB/"Torsen" Sperre ?
Ich merke ja, hier wird über 100% Sperren diskutiert. Und da ist gleich der grösste Schwachpunkt der ATB - Sperre.
Davon abgesehen ist die Wirkung automatisch, die Lenkbarkeit bleibt ziemlich unbeeinflusst und in der Vorderachse ist die Wirkung doch schon eine Menge mehr, als "nix".

Verfasst am: 05.10.2019 22:22:20 Titel:

Quaife sind keine wirklichen Sperren sondern haben nur eine Schlupfreglung.
Schön in der Vorderachse.....nicht optimal im Gelände.

Abenteurer Mit dabei seit Anfang 2008 Status: Urlaub

Naja, hängt vom Gelände ab. Im Steinbruch und auf einem DGM-Lauf stimmt das natürlich. Auf Sand und nicht extrem unebenem Boden ist es vielleicht anders. Im Winter sehe ich sogar Überlegenheit. Ich habe sie vorn und hinten und sogar im Zentraldiff. Für meine Ziele ist das optimal. Aber meine Zwecke sind nicht repräsentativ.

Verfasst am: 06.10.2019 00:18:08 Titel:

Maddoc hats schon mal sehr gut beschrieben.
Ich seh das so: Der Begriff Differenzialsperre ist nicht ganz richtig. Das Ding muß heißen "Radantriebs-tatsächlich-Einschalter" Blödes Wort, aber beschreibt den Zweck

Meine beiden Steyr-Puch (Haflinger und Pinzgauer) haben ein "automatisch gesperrtes Mitteldiffernzial", weil der Allrad starr zugeschaltet wird.
Und Achssperren an beiden bzw. allle 3 Achsen.

Und die nimm ich auch ganz gern, denn diese Autos sind Kletterer. Mit Schwung (wie es moderne, Ps-starke Autos können) geht da nichts. Ich muß schon die Räder wirklich einschalten.

Ich überleg auch viel weniger, ob ich die Sperren brauche. Sonder überlege, ob die Sperren stören.
Und so lange ich geradeaus will, stören sie nicht.
Womit wir aber beim Hauptproblem wären, den Kurven. Da stören sie dann wirklich. Und die Kurven gehen dann speziell beim 3-Achser schon zäh. Aber der Steyr-Puch Antriebsstrang hälts aus, weil er dafür gemacht wurde. Herrn Ledwinka (Konstrukteur) sei Dank.

Du solltest also erstmal rausfinden, ob dein Antriebsstrang dafür gedacht ist. Und dann eben wirklich mit Gefühl fahren.

Beim Pinzgauer kommt natürlich hinzu, daß der relativ gering verschränkt. Anders als viele Starrachser. Und wenn dann einzelne Räder keinen Bodenkontakt mehr haben, machen die Radantriebs-tatsächlich-Einschalter wirklich Freude.

Was beide Steyr-Puch sehr gut können, ist langsam fahren. Speziell bergab. Wenn es da verworfen bergab geht, 1. Gang mit Untersetzung und rein mit der Motor-Bremse runter. Trommelbremse bleibt kalt, Räder drehen sich und Lenkung bleibt möglich. Bis ca. 25% Gefälle geht rein mit dem Motor.

Womit du aber die Traktion wirklich verbessern kannst: Bersorg dir gute Schneeketten. Keine Standmontage, keine Rudmatic. Die halten es nämlich nicht aus. Richtig schwere, grobe Greifsteg-Ketten.
Und wieder gilt: mit Gefühl fahren.
Und montieren tust du die Ketten, wenn sie nicht stören. Nicht erst wenn du sie brauchst.
Alphirten, Jäger und Holzprofis gehen alle mit Griffschuhen. Und wir überlegen, ob es der Straßenreifen tut, oder ob man MTs braucht. Die bei der kleinsten Lehm-Passage zuschmieren.

Also mich freut es, daß die Steyr-Puch so gut ausgestattet sind.

Viel Spaß!

Verfasst am: 06.10.2019 09:36:22 Titel:

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