Tour de Ruhr!

Verfasst am: 24.03.2009 13:54:15 Titel: Tour de Ruhr!

Habe kein passendes Unterforum gefunden. Also mache ich es mal hier.

Mal ein etwas anderer Reisebericht, ein bischen Heimatkunde. Warum immer in die Schwärme pfeiffen? Unsicher

Ich werde euch hier in lockeren Abständen mal meine Heimat vorstellen. Der Ruhrpott! YES

Ich führe euch durch schöne und weniger schöne Gegenden, durch romantische Gassen und belebte Strassen, an Orte wo noch das Faustrecht der Prärie herrscht, aber auch dahin, wo man mit abgespreiztem Finger den Kaffee trinkt und schmutzige Geschäfte etwas eleganter erledigt werden, wir werden Mustafa und Koslowski besuchen, fahren mal unter Tage und besteigen einen Förderturm, werden uns in Szenekneipen mal einen verlöten, besuchen Deutschlands ältestes Kino und die erste Einkaufsstrasse der Welt, und ....... Der Pott hat verdammt viel zu bieten. Vertrau mir

Vielleicht mag ja mal jemand vorbeischauen. Winke Winke

Ist nicht so übel hier.

5Mio. Menschen aus geschätzten 150 Ländern dieser Welt oder mehr leben hier auf engem Raum zusammen. Und das funktioniert seit über 100 Jahren erstaunlich gut.

Tag 1 "Tour de Ruhr":
Wie fast alle Frauen dieser Welt gehört auch meine Anna zu denen, die keine Schuhe haben. traurig

Also ging es am Samstag nach Essen. In Essen stand vor 47 Jahren meine Wiege und ich bin dort aufgewachsen. Alles schräge Vögel in Essen , rauh aber herzlich.
Und Schuhläden gibt es dort in Hülle und Fülle. Nee, oder?

Der Handelshof, einst von Rühmanns Eltern betrieben. An der Stelle des Handelshofes befand sich im Mittelalter das Kettwiger Tor der Anfang des 19. Jahrhunderts abgerissenen Essener Stadtmauer. Zum Ende des 19. Jahrhunderts befand sich hier das Hotel Zum Adler mit Adlerkeller an der Bachstraße, die hier verlief. Das Handelshofgebäude wurde in den Jahren 1911 und 1912 von den Kölner Architekten Carl Moritz und Werner Stahl erbaut. Das Hotel wurde 1913 eröffnet. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich in den ca. 350 Räumen des Gebäudes neben dem Hotel noch zwei Restaurants, ein Café, eine Konditorei, ein Kino sowie mehrere Läden und Büroräume. Es wurde zu Beginn von den Eltern des 1902 in Essen im Hotel Stemme, das sich in der Nähe an der Kettwiger Straße befand, geborenen Schauspielers Heinz Rühmann geführt. Von hier geht es auf die Kettwiger Strasse, eine der ersten Fussgängerzonen dieser Welt.

Der Europa-,Kennedy-, Willy Brand-,....Platz. Keine Ahnung wie der heute heisst. Ich hab mir die Namen irgendwann nicht mehr gemerkt.

Am Limbecker Platz entsteht zur Zeit eines der grössten innerstädtischen Einkaufszentren. Leider musste das alte Karstadt Haus, die Mutter aller Karstadt Häuser dafür weichen. :dogeyes: Der erste Bauabschnitt ist bereits fertig.

Nebenan wird noch gebaut.

10.oo Uhr ! Frühstückspause!

Mal reinschauen? o.k., folgen sie mir unauffällig.

Und ein Blick nach draussen. Dort wo einst das Tafelsilber für den Endsieg eingeschmolzen und die dicke Bertha gebaut wurde, treiben sich heute die Schweden rum. Alte Kruppsche Fabrikhallen wurden zu Einkaufstempeln für desperate housewives und zu Kultur- und Begegnungsstätten umgebaut.

Was wäre eine Großstadt ohne Strassenmusik? Grins

Er sitzt seit Jahren immer an der gleichen Stelle und singt schräger als Uwe und ich zusammen.

Er sitzt vermutlich mit seinem Akkordeon auf der Strasse bis er keine Kraft mehr hat. Ich hab ein wenig mit ihm getöttert. "Den Krieg habe ich überlebt. Die letzten Jahre werde ich auch noch schaffen." Alles Gute alter Mann. Knuddel

Ohne ihn wäre Essen nie so groß geworden. Ausserdem ist er noch Namensgeber meiner alten Schule. Mach Dich nackig, Du Tier

Alfred Schrupp Kuhle !

Nicht immer erhob sich das Dach der alten Synagoge so imposant im Hintergrund. 1933 .....
Wut

Die Alte Synagoge ist kulturelles Begegnungszentrum und Gedenkstätte der Stadt Essen. Sie befindet sich im Zentrum der Stadt in der Steeler Straße 29, nahe dem heutigen Rathaushochhaus.
Die Einrichtung, die 1980 gegründet wurde, ist untergebracht im ehemaligen Synagogengebäude der jüdischen Vorkriegsgemeinde. Die Synagoge wurde nebst angeschlossenem Rabbinerhaus (heute Archiv der Stadt Essen) 1913 nach zweijähriger Bauzeit fertiggestellt, Architekt war Edmund Körner. Heute gehört das Gebäude zu den größten, besterhaltenen und architektonisch beeindruckendsten Zeugnissen jüdischer Kultur der Vorkriegszeit in Deutschland.

Das Rathaus

Ein Nickerchen auf dem sonnigen Burgplatz.

Die Lichtburg Die Lichtburg ist ein historisches Kino in der Essener Innenstadt. Mit 1.250 Plätzen besitzt sie den größten Kinosaal in Deutschland. Die Leinwand ist aufrollbar, dahinter befindet sich eine Bühne, so dass der Saal auch für Theater- und Kabarettveranstaltungen genutzt werden kann. Das Gebäude steht unter Denkmalschutz. Das Kino stellt ein frühes Beispiel für die „Arisierung“ jüdischen Besitzes in der Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland dar. Bereits 1933/1934 wurde der jüdische Betreiber, der Berliner Verleger, Unternehmer und Mitbegründer der deutschen Filmpublizistik Karl Wolffsohn durch massiven Druck seitens des Essener NSDAP-Gauleiters Josef Terboven zum Verkauf des Kinos weit unter Wert an die Universum Film AG gezwungen.

Hier habe ich meine erste Oper gesehen.
Das Grillo-Theater ist das Stadttheater der Stadt Essen.
Es wurde im neoklassizistischen Stil nach Entwürfen des Berliner Architekten Heinrich Seeling errichtet. Es trägt den Namen des Industriellen Friedrich Grillo, der die Errichtung des Theaters ermöglichte, und zählt heute zu den ältesten Theatern im Ruhrgebiet. Die Eröffnung fand am 16. September 1892 mit einer Aufführung von Gotthold Ephraim Lessings Minna von Barnhelm statt.

Nach ausgiebigem Schuhgeschäftbummel geht es gleich vorbei am Hauptbahnhof ins Grüne. Ja, grün ist es auch im Pott. Vertrau mir

Nachdem wir sämtliche Schuhläden der Stadt besucht hatten um ein läppisches Paar Slipper zu erstehen, ging es ein wenig in den nahe gelegenen Wald. Wir befinden uns übrigens immer noch in Essen. Der Halbachhammer war das Ziel. Ursprünglich in Weidenbau an der Sieg beheimatet, liegt das Denkmal heute im westlichen Teil des Waldparks, den Margarethe Krupp im Zusammenhang mit dem Bau der Margarethenhöhe als dauerhafte Einrichtung anlegen ließ und der Stadt Essen als „Promenadenschenkung“ zu Naherholungszwecken stiftete. Die im Siegerland um 1417 erstmals urkundlich erwähnte Anlage wurde nach fast 500jähriger Betriebszeit um 1900 stillgelegt. Und schwupp, haben wir uns das gute Stück an Land gezogen.

Weiter durch den Wald ...

... und vorbei an einem Highlight meiner Kindheit. Kaffee und Kuchen beim Bauer Barkhof. YES

Heute befindet sich dort ein schickes Restaurant mit wenig Essen auf dem Teller. Komm nur, Freundchen!

Zwischen Essen-Kettwig und Essen-Werden ...

...liegt Meckenstock ( heisst heute anders, aber für mich ist es immer noch Meckenstock)

... wo noch heute typische Spezialitäten der Region ausgeschenkt werden. rotfl

Kurz eingekehrt und ein wenig verschnauft. Smile

Von hier aus sind es ca. 20 Meter bis zur Mutter des Potts, der Ruhr.

Verfasst am: 24.03.2009 14:24:38 Titel:

Tag 2 "Tour de Ruhr"

Heute habe ich Tom, einem total netten und abgefahrenen Schrauber und Händler in Essen, mal einen Besuch abgestattet. Immer Zeit für ne Tass Kaff und ne Fluppe. Winke Winke

Wer denkt, daß Elvis, Johnny Cash, Carl Perkins, Buddy Holly und Co. der Vergangenheit angehören, kann sich hier eines Besseren belehren lassen. Gute Mucke von früh bis spät. YES

Mal ein Blick ins Innere seines Ladens.

Und hier schlägt mein Herz jedesmal höher. Love it

Von alt bis fast neu, von gut erhalten bis stark renovierungsbedürftig ist für jeden Geschmack was dabei. YES

Demnächst geht es weiter. Winke Winke

Ach ja, Schalensitze und Sitzkonsolen gibt es bei Tom übrigens nicht zu kaufen. Ich muss weg

Verfasst am: 24.03.2009 16:00:04 Titel:

geiler Bericht, freue mich auf Fortsetzung Love it

Verfasst am: 24.03.2009 17:30:14 Titel:

Danke!

Fortsetzung folgt.

Verfasst am: 24.03.2009 17:31:41 Titel:

Da hab ich 28 Jahre in Düsseldorf gewohnt aber von Essen kenne ich nur Kettwig und die Autobahn... ich glaube ich muss wenn ich mal wieder oben bin ein wenig durch die nördlichen Lande streifen.

Freu mich auch schon auf die Fortsetzung.

Verfasst am: 24.03.2009 20:01:20 Titel:

Schöne Bilder meiner alten Heimat, (eigentlich Bochum) was habe ich bei Karstadt in Essen Geld gelassen für CDs.... Und bei Karstadt Sport auch. Und dann gabs da auch noch einen guten Segelmacher.

Aber zur Belohnung gab´s immer super leckeres Eis (in der Nähe von dem Kino, dort wo auch Voswinkel ist (oder war)
Ich war aber bestimmt schon 10 Jahre nicht mehr dort.

Und die ersten Surfversuche auf dem Kemmnader See.

Lang ist´s her....

Verfasst am: 24.03.2009 22:11:21 Titel:

Olli, du bist genial! Kenne diese Gegend bisher gar nicht. Dein Reisebericht ist geradezu fesselnd - es gibt ständig einen "aha" und "oh!"-Effekt.

Warte und freue mich auf den Fortsetzungsteil! Smile

Verfasst am: 24.03.2009 22:40:51 Titel:

Verfasst am: 29.03.2009 21:33:20 Titel:

Tag 3 "Tour de Ruhr":

Nachdem die Familie Krupp diese Woche über die Mattscheibe flackerte, dachte ich mir, ich stelle mal einige Fotos der echten "Villa Hügel" ein. Wir halten uns also noch ein wenig in Essen auf.

Gegen Mittag verzogen sich die Regenwolken und so fuhren wir Richtung Süden. Anschliessend ging es noch in den Norden zur "Zeche Zollverein", der wohl bekanntesten Zeche des Ruhrgebiets und Weltkulturerbe.

Auf diesem Bild ist ein Fleckchen zu sehen welches sich "Heimliche Liebe" schimpft. Hier hockte einst der alte Krupp und schaute über die Ruhr auf den Hügel gegenüber. Und weil er sich heimlich in diesen Ausblick verliebte, beschloss er sich dort ein Häuschen zu errichten. Und was ist naheliegender als ein Haus auf dem Hügel "Villa Hügel" zu nennen.
Im Buch "Krimhild und Siegfried" von Jürgen Lodemann (unbedingt zu empfehlen, weil ein literarischer Hochgenuss) berichtet dieser allerdings, dass sich einst Siegfried hier, also an der heimlichen Liebe, mit 3 holden Schönheiten....während Alberich im Ruhrtal in seiner Schmiede..... aber das ist eine andere Geschichte. Grins

Villa Hügel

Die Villa Hügel, im Essener Stadtteil Bredeney gelegen, wurde 1873 von Alfred Krupp errichtet und ist das ehemalige Wohn- und Repräsentationshaus der Industriellenfamilie Krupp.

Die Villa hat 269 Räume, 8100 m² Wohn- und Nutzfläche und liegt in einem 28 Hektar großen Park an prominenter Stelle über dem Ruhrtal und dem Baldeneysee.

Da ist sie. Grins

Ach nein, das ist eines der unzähligen Pförtnerhäuschen. Hau mich, ich bin der Frühling

Jetzt aber. Smile

Ach nee, das ist ja nur das Verwaltungsgebäude. Wut

Das ist sie auch nicht. traurig

Hier ist das Spielhaus der Kinder zu sehen. Nett, mit eigener Zwergenküche. Nee, oder?

Mit meiner bescheidenen Fotoausrüstung ist es leider nicht möglich die Villa in kompletter Größe zu fotografieren. Hier mal einige Puzzleteile.

Blick vom Park auf den Baldeneysee

Bevor es zur Zeche Zollverein ging sind wir noch kurz in der Kluse, welche unterhalb der Villa liegt, eingekehrt.

Hier befindet sich eine kleine Kapelle. Die Anfänge der Klusenkapelle liegen im Dunkel vergangener Zeiten. Sie ist dem heiligen Aegidius, einem der 14 Nothelfer, geweiht. Die Kirche wurde wahrscheinlich vor 1300 erbaut. Bereits 1269 wird die Gegend urkundlich erwähnt, ohne dass aber die Kluse genannt wird. Aus einer Urkunde aus dem Jahre 1359 geht hervor, dass an der Kapelle ein Priester tätig gewesen ist. So ist anzunehmen, das die Kirche schon vorher erbaut wurde. Auf der ältesten Landkarte des Stiftes Werden von 1582 ist sie im Bild dargestellt. Erzählt wird, eine nahe Verwandte des Grafen Friedrich von Isenburg habe sich nach dem Überfall Friedrichs auf Engelbert, den Erzbischof von Köln, am 07. November 1225 in einer Kluse (Klause) einschließen lassen, um für den Mord an Engelbert zu sühnen.

Nicht nur der alte Alfred, also der Krupp, hatte seine heimliche Liebe. Meine heimliche Liebe im Pott sind die Industrielandschaften und Gebäude. Und dort geht es gleich hin. Grins

Verfasst am: 29.03.2009 22:40:34 Titel:

Verfasst am: 29.03.2009 22:45:24 Titel:

Zeche Zollverein

Die Zeche Zollverein ist ein im Jahre 1986 stillgelegtes Steinkohlebergwerk im Norden von Essen. Seit 2002 gehören die Zeche und die benachbarte Kokerei Zollverein zum Weltkulturerbe der UNESCO. Zollverein ist Ankerpunkt der Europäischen Route der Industriekultur.

Ohne Mucke geht nix im Pott. Smile

Abseits der Geländes traf ich auf einen einsamen fahrenden Sänger. Ausser mir gab es keine Zuschauer und vermutlich verirrt sich an diesen abgelegenen Ort auch niemand.

Die folgenden Bilder werde ich nicht kommentieren. Ein Fleckchen Ruhrpott, ein Stück Geschichte des Potts. Love it

Gute Nacht! Winke Winke

Verfasst am: 30.03.2009 01:04:40 Titel:

Sehr schöner Bericht.

Respekt

Panel Truck Love it

Kannst du mal die Adresse vom Tom geben.

TNX

Tom

Verfasst am: 08.04.2009 17:56:57 Titel:

Ein riesiger Palast das Krupp Anwesen. Kann man das besichtigen?
Ich bin überrascht das es Wald im Pott gibt.
Ansonsten toller Bericht/Bilder:
YES

Verfasst am: 08.04.2009 20:59:36 Titel:

Super Bericht! YES

Mehr davon! Respekt

Verfasst am: 08.04.2009 22:11:44 Titel:

olli.. spitzen idee und sehr geile umsetzung.. war bis jetzt nur
zweimal im pott und auch in essen..
und jedesmal war ich echt entsetzt ,was ich gesehen hatte.. für mich sah es
etwas .. na milde gesagt verwahrlost aus
Unsicher

bitte nicht falsch verstehen..
chemnitz ist auch nicht der goldene mittelpunkt.. naja fast rotfl

aber du zeigst mir gerade ,dass es echt schöne ecken gibt..
ABER grüner isses bei uns allemal
bin sehr positiv überascht und werde es weiterhin verfolgen Knuddel

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