Westalpen 3.6.-7.6.

Verfasst am: 09.06.2015 18:49:59 Titel: Westalpen 3.6.-7.6.

Hi, hier mal ein paar Bilder von unserem Kurzurlaub in den Westalpen letzte Woche. Ich versuche zwischendrin außer Anekdoten auch noch ein paar nützliche Infos für diejenigen zu deponieren, die demnächst selber in die Ecke wollen.

3.6.

Start in Oberbayern und erstmal auf der Autobahn ohne nennenswerte Zwischenfälle bis an den Gardasee. Dort ist für heute ein kleiner Abstecher über den Tremalzopass geplant. Nachdem wir nach einigem Suchen endlich die asphaltierte Nordrampe erklommen haben, stehen wir oben vor diesem Bild:

Mist. Uns fällt beim besten Willen keine andere Erklärung ein, als dass die Abfahrt offensichtlich komplett verboten ist. Wir entdecken auf der Wiese neben der Kneipe jemanden, der aussieht, als würde er in die Gegend gehören und fragen ihn nach dem Verbot. Er erzählt uns irgendwas von "two years closed". Mir ist allerdings bis heute nicht klar, ob das nun 2014/2015 oder 2015/2016 bedeuten soll. Wir nehmen also zähneknirschend die andere Abfahrt. Na immerhin ist's nicht mehr asphaltiert. Unterwegs finden wir ein hübsches Plätzchen und schlagen unser Lager auf.

Alternativabfahrt

Und wenn man noch so weit im Nirgendwo ist, da gehört ein ordentliches Schild mit Hinweis auf die Partnergemeinde hin. Hau mich, ich bin der Frühling

4.6.

Nach einigem Gegurke erstmal wieder auf die Autobahn und durch bis Bardonecchia. Dort geht's dann auch direkt rauf Richtung Colle Sommeiller. Bis zum Rifugio Scarfiotti geht alles ohne Probleme.

Aber dann kommt das, was wir schon befürchtet hatten: Schnee.

Sieht nicht nach viel aus, kann aber trotzdem ein ziemliches Hindernis darstellen. Den Reifenspuren nach zu urteilen, sind vor uns schon einige an dieser Stelle umgekehrt. Aber so schnell geben wir nicht auf. Es folgt erstmal ein wenig High-End-Offroad-Tuning der unterirdisch miesen Reifen. ( Ja, ich weiß, dass die Mist sind. Nein, Bessere hat das Budget bisher noch nicht hergegeben. )

Reicht nicht. Macht nix. Das ist immernoch kein Grund umzukehren. Die Sonne scheint und es ist noch nicht so spät also wird es Zeit für ein wenig körperliche Ertüchtigung.

Ungefähr eine halbe Stunde später haben wir den Schnee bezwungen, nur um festzustellen, dass 2 Kehren weiter der nächste wartet. Damit hätte man rechnen können. Hau mich, ich bin der Frühling

Egal. Das war lustig und wir sind zumindest 2 Kehren weiter gekommen als der Rest. Trotzdem haben wir erstmal keine Lust mehr zu schaufeln, fahren wieder ein Stückchen runter und genießen die tolle Landschaft.

Nachdem der Tag damit immernoch nicht rumgebracht ist, beschließen wir noch ein bisschen herumzugondeln und uns einen Zeltplatz zum Duschen zu suchen. Das gestaltet sich schwieriger als erwartet, weil es überall nur hässliche Dauercamper-Hütten gibt. Auch der Versuch, das Duschen bleiben zu lassen und irgendwo im Verlauf der Assietta-Kammstraße einen Schlafplatz zu suchen, scheitert. Wir stehen vor diesen Schildern:

Das Linke interpretiere ich zumindest so, dass da "von 1. Juni bis 30. Oktober geschlossen" steht. Also haben wir's bleiben lassen und weiter gesucht bis wir uns endlich unserem Schicksal ergeben und doch auf einem der hässlichen Dauercamper-Plätze übernachtet haben.
Später wurde uns von anderen erzählt, dass die die Straße trotzdem gefahren sind. Derzeit soll sie fast vollständig machbar sein, nur kurz vor Sestriere lag letzte Woche noch so viel Schnee, dass selbst Motorradfahrer umgekehrt sind.

5.6.

Zuerst geht es heute zur Kapelle Madonna de Catolivier. Oben treffen wir ein paar andere deutsche Geländewagen und halten einen kurzen Plausch. An sich nett aber nicht übermäßig spannend.

Danach stehen Fort Pramand und Jafferau auf dem Programm.
Wir fahren also los und erreichen das Plateau unterhalb des Fort Pramand ohne nennenswerte Schwierigkeiten.

Oben sitzt ein Motorradfahrer, grinst tiefenentspannt und winkt uns. Wir denken nix Böses, winken freundlich zurück und wollen weiter fahren. Da winkt er dann schon ein bisschen nachdrücklicher. Also fahren wir doch hin und erfahren, dass er mit seinem Motorrad gestürzt ist und sich das Bein gebrochen hat. So wie der aussah, hätte er mir auch erzählen können, dass er sich seit 10 Minuten sonnt und gleich das zweite Bier vernichtet. Obskur

Egal. Wir stimmen natürlich zu, zu helfen, sagen noch schnell seinem Kumpel bescheid, der gerade das zweite Motorrad vom Fort holt, laden den Kerl ins Auto und fahren ihn nach Susa ins Krankenhaus. Unterwegs erzählt er uns, dass er aus Norwegen kommt und bisher in seinem Leben nur Harley Davidson gefahren ist. Obskur

Naja, hat ja super geklappt mit dem Endurofahren. Nachdem wir ihn in der Notaufnahme abgegeben haben, laden wir seinen Kumpel ein und fahren zurück zum Monte Pramand, damit der das zweite Moped holen kann. Zwei Stunden später stehen wir wieder auf dem Plateau und machen uns nun endlich an die letzten paar Meter zum Fort.

Der Tunnel hinüber zum Jafferau ist leider wegen Einsturzgefahr geschlossen und eine ziemlich massive Schranke gleich am Plateau zeigt uns, dass die Italiener das auch wirklich ernst meinen. Also fahren wir wieder runter und greifen von der anderen Seite an. Im Denzel steht, dass die Straße, die von Savoulx ausgeht, gesperrt ist. Wir fahren trotzdem hin, um uns das Ganze selbst anzuschauen und finden die Sperrscheibe nach hinten gedreht vor. Das interpretieren wir als "Nicht mehr gesperrt" und fahren hoch. Bis zum Col Basset kommen wir ohne Probleme. Leider ist dort dann auch Schluss.

Dieses Schneefeld sieht nicht aus als ob es sich bald verziehen würde.

Irgendjemand hat unterhalb allerdings eine Umfahrung gefunden. Mit einem schmalen, kleineren Auto sollte die an sich machbar sein. Wir mit unserem großen Kübel, noch dazu allein unterwegs, noch dazu Abends halb sieben, haben das allerdings nicht versucht. Später erzählten uns andere, die das Schneefeld zu Fuß überwunden haben, dass danach noch einige mehr kommen. Ich nehme daher an, dass es sich nicht besonders lohnt hier lange zu kämpfen.

Wir fahren wieder ein Stückchen zurück und schlagen unser Nachtlager beim Fort am anderen Ende des Jafferau-Tunnels auf.

Auch von dieser Seite hat man es mit der Absperrung ernst gemeint. Weiter oben ist ebenfalls eine massive Schranke.

Hier sieht man ganz gut, dass da wirklich auch in letzter Zeit eine Menge runtergekommen ist. Wir haben uns sagen lassen, dass der Tunnel selbst an sich noch intakt und passierbar ist. Ob er aber jemals abgesichert und wieder freigegeben wird, steht in den Sternen. Im Moment sehen die Absperrungen so aus, als ob sie eine Weile halten sollten.

6.6

Heute beschließen wir auf dem Weg zurück nach unten noch Fort Foens einen Besuch abzustatten. Selbiges ist ganz gut erhalten und ein lohnenswerter Abstecher, wenn man Lost Places mag. Sowohl das eigentliche Fort als auch der Keller darunter sind begehbar.

Das Bild und das Nächste sind aus dem Keller. Da unten sollte man eine Lampe dabei haben. Auch wenn es dank Blitz nicht so aussieht, da drin ist's finster wie im Bärenarsch.

Theoretisch sollte es jetzt wieder ganz nach unten gehen. An der Kreuzung, an der noch ein weiterer Weg wieder nach oben zum Gipfel des Jafferau führt, ist die Verlockung dann doch zu groß und wir probieren es ein drittes mal aus anderer Richtung. Der heutige Weg führt direkt durchs Skigebiet und auch wenn das irgendwie abschreckend klingt, weil Skigebiete im Sommer meistens hässlich sind, lohnt er sich. Er ist um einiges steiler als alles, was wir bisher gefahren sind und endlich brauchen wir mal den Allrad + Untersetzer. Hübsch ist es außerdem. Aber natürlich geht auch hier nichts ohne Schnee. Wir kommen am ersten Schneefeld an und werden unter Johlen von einer Horde Franzosen empfangen, die mit ihren Autos das Übel bereits überwunden haben.

Wir versuchen's gar nicht erst, sondern legen erstmal die Schneeketten an. Die Franzosen ziehen in der Zwischenzeit weiter. Wir starten unseren Versuch, kommen ein gutes Stück und bleiben stecken. Mist. Nichts geht mehr. Beide Achsen sitzen auf. Die Räder drehen hilflos durch. Da hilft auch keine Sperre mehr.

Um es kurz zu machen: Wir schaufeln über eine Stunde, bis wir die Karre endlich befreit haben. In der Zwischenzeit besuchen uns ein paar Wanderer und diverse Endurofahrer und ich greife einen Sonnenbrand ab, den ich heute noch spüre. Aber wir gewinnen und freuen uns. Nachdem wir nun sowieso schon den Großteil des Schnees beseite geschaufelt haben, können wir auch nochmal versuchen, das Schneefeld zu passieren und diesmal klappt's. Wir fahren weiter bis kurz unter die Bergstation des Sessellifts. Dort wird es so steil und schmierig, dass mit unseren Un-Reifen an Weiterkommen nicht zu denken ist. Wir parken und gehen die letzten Meter zu Fuß. Ober angekommen erwartet uns eine leicht surreale Kulisse: Die Franzosen haben Biertische aufgebaut und den Grill angeworfen. Ihre Autos parken unterm Lift. Es läuft Musik. Man drückt uns ein Glas Rotwein in die Hand. Bin ich grad im falschen Film gelandet? Obskur

Wir bleiben ein bisschen, dann gehen wir wieder runter, um den Photoapparat zu holen. Unten kommt uns eine Idee wie wir doch noch die letzten Meter schaffen könnten.

Um es kurz zu machen: Wieder geht nichts mehr.

Diesmal haben wir aber keine Lust mehr zu schaufeln und bitten die Franzosen um Hilfe. Einer zieht uns raus. Wir schenken ihm zum Dank eine Flasche deutschen Weißwein und er guckt, als hätten wir ihn damit irgendwie beleidigt. Sie bitten uns, es nicht nochmal zu versuchen und wir fahren endlich runter.

Als nächstes geht's nun zur Punta Colomion. Der Weg dahin ist eng und steil. Der Boden ist lehmig. Wenn es ein bisschen regnet, ist's hier vermutlich gar nicht so leicht hochzukommen. Bei uns ist es allerdings staubtrocken und so geht das ohne Probleme. Oben vernichten wir ein Kilo Kirschen, dann geht es auch schon wieder runter. Das war nett aber nicht übermäßig beeindruckend. Die Nacht verbringen wir auf dem Campingplatz Gran Bosco in Salbertrand. Ich nenne den mal namentlich, weil der an sich ganz nett ist. Hier gibt es neben der allgegenwärtigen Hütten zumindest ein paar richtige Stellflächen für Zelte und Wohnmobile.

7.6.

Wir fahren heim.

Das passiert, wenn man die gewünschte Kraftstoffmenge vorher festlegen muss und sich dabei ein bisschen verschätzt. Ein Hoch auf das deutsche Pfandsystem, ohne das wir niemals so viele leere Flaschen im Auto gehabt hätten. Hau mich, ich bin der Frühling

Fazit: Anfang Juni ist an sich zu früh um irgendwelche Gipfelsiege zu erringen. Weiter oben liegt überall noch Schnee. ( Das war uns vorher klar aber wenn der Chef Golf spielen will, dann haben halt alle Urlaub, ob es nun passt oder nicht. ) Es hat allerdings den Vorteil, dass noch nicht so viel los ist. Waghalsige Überhol- oder Gegenverkehrmanöver haben sich wirklich in Grenzen gehalten und an unserem Nachtlager kam keine Menschenseele vorbei.

So, das wars.
Ich hoffe, unsere Photos haben euch gefallen.
Grüße das Frankenhörnchen

Abenteurer Mit dabei seit Ende 2007 Status: Verschollen

Super!! Ich glaub wir mussen mal schnell hin, vor die alles richtig sperren. Aber dort gibt es richtig schone ubernachtungsplatze.. ;-)

Offroader Mit dabei seit Anfang 2015 Status: Verschollen

Hallo
schöner Bericht Respekt

Die Assietta sind wir heute komplett durchgefahren. Wir haben einen deutschen Pinzgauer Fahrer getroffen mit dem wir zusammen gefahren sind. Die Strecke war kurzeitig extrem rutschig weil es gestern wie aus Kübeln gegossen hat. Das eine Schneefeld konnten wir umfahren das andere sind wir gerade so durchgekommen YES

Morgen werden wir beim Paso de Mulattiera die letzten verbleibenden 5 km nach dem Erdrutsch unter die Räder nehmen.
Roland mit dem Pinzgauer wird auch dabei sein Beide Daumen hoch dafür.

Gruß René

Verfasst am: 09.06.2015 20:40:00 Titel:

@René: Cool, dass es geklappt hat auch wenn ich ein kleines bisschen neidisch bin, dass ihr noch da rumeiert und wir schon wieder arbeiten müssen. Ätsch

Aber trotzdem noch viel Spaß. Ist eigentlich dein Kreuzgelenk endlich angekommen?

Verfasst am: 09.06.2015 20:59:13 Titel: Re: Westalpen 3.6.-7.6.

Offroader Mit dabei seit Anfang 2015 Status: Verschollen

Verfasst am: 09.06.2015 21:42:37 Titel:

Verfasst am: 09.06.2015 22:31:15 Titel:

Hallihallo,

Danke für den Bericht.

Weckt die Reiselust in mir, will dieses Jahr unbedingt wieder in die Alpen mit dem Auto. Love it

Hab noch keine Ahnung obs klappt... traurig

Grüße
Klaus

Verfasst am: 10.06.2015 10:44:10 Titel:

hallo,
klasse Reisebericht!
traumhafte Wassserfallbilder!
lg. manfred

Verfasst am: 10.06.2015 19:58:37 Titel:

Geiler Bericht; sehr unterhaltsam zu lesen YES

Verfasst am: 11.06.2015 14:55:40 Titel:

Sehr schade wegen dem Tremalzopass. traurig

Den wollte ich diese Jahr auch noch in Angriff nehmen.

Die Umgebung von Mont Jafferau haben wir uns zum Glück schon letztes Jahr angesehen.
Da war die Durchfahrt durch den Tunnel trotz Fahrverbot noch möglich. Auch wenn der Zustand teilweise schon eher schlecht war.
Aber war definitiv geil YES

Hier unser Vid vom Tunnel, für alle welche ihn noch fahren wollten Ätsch

https://www.youtube.com/watch?v=hDMGjtxxwzc

Verfasst am: 11.06.2015 15:06:51 Titel:

Danke für Bericht und Bilder! Winke Winke

Offroader Mit dabei seit Mitte 2013 Wohnort: Tuttlingen

Vielen Dank für die Infos und die Fotos.

Langeweile kam bei euch keine auf

Gruß

Martin

Verfasst am: 12.06.2015 08:40:27 Titel:

Danke für den Bericht!

...und auch die live-Infos Love it

Sehr schade wegen dem Jafferau-Tunnel. Vertrau mir

Verfasst am: 13.06.2015 09:24:58 Titel:

Merci für die Bilder und den Bericht!
Vielleicht fahr ich dieses Jahr doch mal wieder da hoch Grins

Wenns weniger Schnee hat rotfl

Grüssse hexchen Winke Winke

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