 Querdenker deluxe


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Verfasst am: 17.02.2006 15:01:09 Titel: Ford GF über alternative Treibstoffe |
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ERDGAS UND BIO-ETHANOL ALS BRÜCKENTECHNOLOGIEN - CHANCEN UND POTENZIAL". REDE BERNHARD MATTES
Statement Bernhard Mattes, Vorsitzender der Geschäftsführung Ford-Werke GmbH, auf VDA-Workshop "Innovative Antriebe/Kraftstoffe der Zu-kunft"
KÖLN / BERLIN, 17. Februar 2006 -- Ethanol als Kraftstoff für Fahrzeuge: Das ist das Thema unserer Tage. Aber, wie bei verblüffend vielen anderen Dingen, war Henry auch hier seiner Zeit voraus. Und zwar ziemlich exakt 100 Jahre. Bei seinen ursprünglichen Ideen für ein Volumenfahrzeug spielte Ethanol als Kraftstoff bereits eine wichtige Rolle. Erst als sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts Benzin auf breiter Front als der generell verwendete Treibstoff durchsetzte, schwenkte auch in diese Richtung um.
Nachdem Henry durch die Einführung der Fließbandproduktion als Basis der individuellen Auto-Mobilität Automobilgeschichte geschrieben hat, ist es ein inte-ressanter Aspekt der Firmen- und Familiengeschichte, dass nun Bill , sein Ur-enkel und der jetzige Konzernlenker, diese Mobilität nachhaltig gestalten möchte. „Nachhaltig“ bedeutet für uns als Unternehmen vor allem „zukunftsfähig“, und zwar basierend auf den drei Dimensionen ökonomisch – ökologisch – sozial.
setzt auf Lebenszyklus-Analysen
Bei der Bewertung dieser Dimensionen setzt auf Lebenszyklus-Analysen. Dies bedeutet: Unsere Fachleute analysieren für jedes Modell, das neu auf den Markt kommt, ob und wie sich dessen Entwicklung, dessen Produktion, dessen Nutzung und schließlich auch dessen Verwertung beim Recycling auf die Umwelt auswirken.
Die ökonomische Betrachtung ermittelt in diesem Zusammenhang die Kos-ten des Produktes bezogen auf seinen Lebenszyklus. Die ökologische Betrachtung bezieht Aspekte wie Fahrzeugtechnologien und Kraftstoffe sowie die Materialwirtschaft mit ein. Dabei gilt nicht nur für , sondern in seinen Grundzügen für alle Automobilhersteller: Nach heutigem Stand der Technik gibt es in der alltäglichen Nutzung des Automobils noch keine gleich-wertige Alternative zu Verbrennungsmotoren. Deshalb verfolgt bei den Fahr-zeugtechnologien zum einen die weitere Verbesserung der konventionellen Antrie-be, also Otto- und Dieselmotoren. Gleichzeitig entwickeln wir mit Hochdruck aber auch alternative, „grüne“ Antriebstechnologien.
„Grüne Brückentechnologien“ auf dem Weg zur Brennstoffzelle
Wir meinen, dass der Brennstoffzelle und den Brennstoffzellenautos die Zukunft gehören. Bis zur Serienreife solcher Null-Emissions-Fahrzeuge wird aber noch eini-ge Zeit ins Land gehen. Deshalb ist es sinnvoll, so genannte „grüne Brückentechno-logien“ schon jetzt auf den Markt zu bringen, die in der Übergangszeit zwischen heutigen Antrieben und einem Null-Emissions-Antrieb der Zukunft die Forderung nach Nachhaltigkeit in Verbindung mit ökonomischer Nutzung am besten erfüllen.
Erdgas: ein umweltfreundlicher und kostengünstiger Kraftstoff
Beispiele für bereits serienreife und auf dem Markt erhältliche Fahrzeuge mit alter-nativen Antrieben findet man in der Ford-Modell-Palette bereits seit vielen Jahren. Das sind zum Beispiel Erdgas-Fahrzeuge wie aktuell der Focus C-MAX CNG und der Transit CNG. Beide haben ein CO2-Einsparpotential von rund 25 Pro-zent. Und da Erdgas bei der Mineralölsteuer in Deutschland begünstigt wird, ist es nicht nur ein umweltfreundlicher, sondern auch ein vergleichsweise preisgünstiger Kraftstoff. Im Vergleich zu Benzin beträgt der Preisvorteil rund 50 Prozent.
hat zur Umrüstung der Modelle auf Erdgasantrieb die Firma „CNG-Technik GmbH“ (Mainz) gegründet, die eine 100prozentige Tochter der Deutschland Holding ist. baut die Basisfahrzeuge mit Motoren, die wir für den Erdgasan-trieb freigegeben haben. Die CNG-Technik GmbH rüstet diese Fahrzeuge dann in einem zweiten Arbeitsschritt auf Erdgasantrieb um. Den Vertrieb und die Vermark-tung übernimmt - wie bei allen anderen Fahrzeugen auch - das Händlernetz. Die Erdgasfahrzeuge sind also fester Bestandteil der Ford-Fahrzeugpalette.
Bio-Ethanol-Fahrzeuge: kraftstoff-flexibel tanken …
Ein zweites Beispiel für Brückentechnologien auf dem Weg in die Brennstoffzellen-Zukunft sind Bio-Ethanol-Fahrzeuge wie zum Beispiel der Focus FFV oder der Focus C-MAX FFV (FFV = Flexi-Fuel-Vehicle), die wir in Deutschland Ende des vergangenen Jahres auf den Markt gebracht haben. Sie sind "kraftstoff-flexibel", das heißt: Sie können zum einen Bio-Ethanol tanken, also einen Alkohol, der zum Beispiel aus Zuckerrüben, Getreide oder Holz gewonnen wird und damit aus nach-wachsenden heimischen Rohstoffen. Zum anderen lassen sich diese Fahrzeuge auch mit Superbenzin und darüber hinaus auch mit jeder beliebigen Bio-Ethanol-Superbenzin-Mischung betanken. Das Motormanagement erkennt das Benzin-Ethanol-Mischungsverhältnis und passt die Zündzeitpunkte automatisch daran an. Im Unterschied zu bivalenten Fahrzeugen mit ihren separaten Kraftstoffbehältern ist ein eigener Ethanoltank nicht erforderlich, es genügt der serienmäßige 55-Liter-Tank. Der Aufpreis für diese Flexi-Fuel-Technologie beträgt jeweils nur 300 Euro, was im Vergleich zu anderen umweltfreundlichen Antrieben sehr moderat ist.
… und die Umwelt entlasten
Der hauptsächliche Vorteil der Bio-Ethanol-Fahrzeuge liegt in der Verringe-rung der CO2-Emissionen. Denn anders, als bei Kraftstoffen auf Mineralölbasis, ist die Verbrennung von Bio-Ethanol im Idealfall CO2-neutral, da Teil eines geschlos-senen CO2-Kreislaufs: Das beim Verbrennen freiwerdende CO2 war der Atmosphäre zuvor bei der Photosynthese, also beim Wachstum der Pflanzen, entzogen worden. Die Biomasse, aus der Bio-Ethanol gewonnen wird, hat also CO2 gespeichert. Die CO2-Bilanz im Ethanolbetrieb, ganzheitlich über den gesamten Lebenszyklus be-trachtet („well-to-wheel“), liegt daher um bis zu 80 Prozent unter den CO2-Emissionen im Benzinbetrieb.
Ford’s Flexi-Fuel-Autos reduzieren also die CO2-Emissionen, schonen fossile Res-sourcen und verringern damit die Abhängigkeit vom Mineralöl. Der Focus und der Focus C-MAX mit Bio-Ethanol-Antrieb leisten somit einen wichtigen Bei-trag zu nachhaltiger Mobilität und sind Beispiele für unseren breit gefächerten An-satz, umweltfreundliche Technologien zu attraktiven Preisen anzubieten.
ist Bio-Ethanol-Pionier
ist ein Bio-Ethanol-Pionier: Unsere Flexi-Fuel-Technologie ist auch hier in Eu-ropa seit Jahren erprobt und bestens bewährt. In Schweden verkauft seit 2001 Bio-Ethanol-taugliche Autos, bislang weit mehr als 15.000 Stück. Damit sind wir dort Marktführer in dem Segment der „grünen“, besonders umweltfreundlichen Fahrzeuge. Überrascht hat uns, wie schnell wir nicht nur die Flottenkunden – also Unternehmen, die ganze Fuhrparks betreiben – für diese attraktive Alternative inte-ressieren konnten, sondern auch die privaten Autofahrer. Auch das Ethanol-Tankstellennetz hat sich in Schweden parallel dazu viel schneller etabliert, als zu-nächst erhofft. In Schweden gibt es mittlerweile fast 300 Bio-Ethanol-Tankstellen.
Wir hoffen, in Deutschland an diese schwedische Erfolgsstory anknüpfen zu kön-nen. Dies setzt aber eine Infrastruktur voraus, also ein Tankstellennetz. Und das ist bislang nur rudimentär vorhanden. Abgesehen von Bio-Ethanol-Tankstellen im landwirtschaftlichen und kommunalen Bereich gibt es bislang nur sehr wenige öf-fentliche Bio-Ethanol-Tankstellen. Die erste öffentliche Bio-Ethanol-Tankstelle er-öffnete im Dezember 2005 übrigens ein Ford-Händler in Bad Homburg (Hessen).
Während die Bio-Ethanol-Produzenten und insbesondere freie Tankstellenbetreiber dem Aufbau einer Bio-Ethanol-Infrastruktur sehr positiv gegenüberstehen, verhält sich die Mineralölindustrie bislang eher zurückhaltend. Trotzdem sind wir optimis-tisch, dass unsere Bio-Ethanol-Fahrzeuge auch in Deutschland ihren Markt finden werden. Denn nicht zuletzt geht ja die Entwicklung in der EU gerade dahin, dass insbesondere Flottenbetreiber der öffentlichen Hand emissionsarme Fahrzeuge wie beispielsweise Bio-Ethanol-Fahrzeuge kaufen sollen. Über die Flottenbetreiber hin-aus, die ihre Ethanol-Tankstellen auf den Betriebshöfen haben, könnte dann auch ein öffentliches Ethanol-Tankstellennetz für Privatfahrer entstehen.
Weitere Brückentechnologie: Hybrid-Fahrzeuge
Ein Beispiel für eine weitere Brückentechnologie auf dem Weg in die Wasserstoff-Zukunft sind Hybrid-Fahrzeuge (Kombination aus Verbrennungsmotor und Elekt-romotor) wie zum Beispiel der Escape Hybrid, den wir bislang in Nordamerika anbieten, mit einem CO2-Einsparpotenzial speziell im Stadtverkehr von 30 Prozent.
Bill hat im Umfeld der vergangenen Detroit Motor Show noch einmal bekräf-tigt, dass bis 2008 in den USA insgesamt fünf Hybrid-Modelle auf den Markt bringen will, also neben den bisher angebotenen noch drei weitere, bei denen auch bereits die nächste Generation der Hybrid-Technologie zum Einsatz kommen wird.
Das Ziel: Null-Emissions-Fahrzeuge, die Wasserstoff tanken
Bei allen Vorteilen der Hybrid-Fahrzeuge: Auch sie bleiben aus heutiger Sicht zwar interessante, aber doch nur Brücken-Lösungen. Das Ziel sind zum einen Wasser-stoff-Fahrzeuge wie zum Beispiel der Focus C-MAX H2 ICE, die den Wasser-stoff in einem im Prinzip konventionellen Ottomotor verbrennen und zum anderen Brennstoffzellen-Fahrzeuge wie zum Beispiel den Focus FCEV Hybrid (FCEV = Fuel Cell Electic Vehicle), die aus Wasserstoff und Sauerstoff Strom erzeugen, der über Elektromotoren das Fahrzeug antreibt. Diese Fahrzeuge erzeugen überhaupt keine Emissionen mehr, das heißt aus dem „Auspuff“ kommt nur Wasser / Wasser-dampf. Da sich Wasserstoff aus erneuerbaren (regenerativen) Energiequellen wie zum Beispiel Windkraft, Wasserkraft und Solarenergie gewinnen lässt, ist er auch unter Umweltaspekten und unter Berücksichtigung der gesamten Kraftstoffkette ein idealer Kraftstoff. Wasserstoff gilt somit als Energieträger der Zukunft.
Ein sozialer Aspekt der Nachhaltigkeit: bezahlbare Mobilität
Alle diese neuen Antriebsarten müssen aber im Sinne der Nachhaltigkeit für den Kunden und auch für die Gesellschaft akzeptabel und bezahlbar bleiben bezie-hungsweise werden. Es ist deshalb richtig, dass sich die soziale Dimension der Nachhaltigkeit auch auf Mobilitätskonzepte und auf die Auswirkungen der Mobilität auf die Gesellschaft konzentriert. Große Bedeutung gewinnen damit Themen wie die Vernetzung unterschiedlicher Mobilitätsträger, die intelligente Verkehrslenkung, Verkehrssicherheit und die Schulung der Autofahrer zum Beispiel zu einer Kraft-stoff sparenden Fahrweise (Ford Eco-Driving).
Zusammenfassung
Ich fasse zusammen:
Konventionelle Verbrennungsmotoren bleiben bis auf weiteres das dominante Antriebskonzept, nicht zuletzt da Benzin und Diesel in absehbarer Zeit noch ausreichend zur Verfügung stehen, wenn auch steigend im Preis.
Innovative Antriebskonzepte wie Erdgas und Bio-Ethanol sind bereits heute zu wettbewerbsfähigen Preisen verfügbar – sie sind insbesondere mit Blick auf die CO2-Emissionen attraktive Alternativen zu konventionellen An-trieben und Kraftstoffen.
Der gesellschaftliche Wille zu nachhaltiger Mobilität muss gestärkt wer-den.
Wir verstehen Erdgas-, Bio-Ethanol- und auch Hybrid-Fahrzeuge als Zwischen-schritte beziehungsweise als Brückentechnologien auf dem Weg in eine Wasser-stoff-/Brennstoffzellen-Zukunft. Entscheidend wird sein, dass wir Produkte und Technologien entwickeln und anbieten, die vom Kunden gewünscht und auch be-zahlbar sind. Wenn wir es schaffen, die Kundenwünsche zu berücksichtigen sowie Infrastrukturen und gesetzliche Rahmenbedingungen anzupassen, können aus Brü-ckentechnologien für morgen bereits heute echte alternative Antriebe werden. | |
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